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Michi Wohlleben Expedition 2013
Dhaulagiri
Am 19. April ist Michi Wohlleben in Kathmandu gelandet, mit dem Ziel den Dhaulagiri (8167 m) zu besteigen. Hier sein 3. Bericht vom 20. Mai 2013:
Akklimatisation beendet, warten auf den Gipfelversuch
Am 16.05. sind wir von unserer letzten Akklimatisationsrunde im Basislager angekommen. Dieses mal fühlte sich alles perfekt an.
Der Weg nach Camp 1 und die Nacht in Camp 1 waren sehr entspannt. Auch der Weg nach Camp 2 auf 6500m ist zwar lang aber auch dieser ging relativ locker von den Füßen, wenn sich auch mein Rucksack einmal mehr als zu schwer bemerkbar gemacht hat. Gegen 12.00 Uhr kam ich im Camp 2 an und dann hies es eine kleine Zeltplattform schlagen. Was letztes mal noch eine brutal anstrengend Tortur war, fühlte sich dieses mal ziemlich harmlos an. Nachdem das Zelt aufgebaut war hies es viel trinken und so gut wie möglich entspannen, dösen und Musik hören. Ich habe mir den Luxus gegönnt aus dem aktuellen "Spiegel" ein paar Artikel raus zu reissen um in meinem kleinen Zelt die Zeit besser rumzubekommen. Letztes mal hatte ich fast keinen Hunger, dieses Mal fühle ich mich als ob ich ein ganzes Schwein verspeißen könnte. Ein gutes Zeichen, dass die Akklimatisation angeschlagen hat. Kleine Salamisticks, Kneckebrot und Schokolade versüßen das Leben dort oben. Die Nacht war dann nicht so toll. Immer wieder schlafen, aufwachen, schlafen, aufwachen. Als um 4.30 Uhr die Sonne aufging war ich froh mit Wasserschmelzen anfangen zu dürfen. Nachdem ich ordentlich getrunken und ein bisschen gefrühstückt habe, ging es um 6.30 Uhr endlich los um ein bisschen zu überhöhen. Dominik ist mir schon 10min. voraus und übernimmt die Spurarbeit. Ich steige hinterher, Schritt für Schritt. Nach 100 Höhenmeter kann ich auf Dominik aufschliesen und dann übernehme ich die Spurarbeit - 25cm Neuschnee wow...ganzschön anstrengend. Naja wir laufen weiter. Nach weiteren 50 Höhenmetern entscheidet Dominik es für heute gut sein zu lassen. Ich habe mir zum Ziel etwa 6800m gemacht. Also gehe ich weiter. Der Grat steilt immer weiter auf und mir fängt es an Spaß zu machen. Ich spüre zwar die Höhe aber ich spüre auch wie meine Oberschenkel funktionieren. Nach weiteren 50 Höhenmetern kommt Pema ein Sherpa und überholt mich - ich bin froh er macht die Spur. Auf ca. 6850m setze ich mich hin und lasse es auch gut sein. Eine halbe Stunde bleibe ich sitzen um ein bisschen besser zu akklimatisieren. Ich freue mich dass es heut so gut geht, schau mich ein bisschen um und genieße die sensationelle Aussicht ins Himalaya.
Der Abstieg ist dann ein Einfaches. Ich freue mich schon die ganze Zeit auf das Basecamp. Nachmittags um 16.00 Uhr kommen wir dort an und werden mit Pommes Frites begrüßt. Es reicht noch gerade für eine Dusche und nach dem Abendessen gehts totmüde ins Bett.
Am nächsten morgen wird dann der Plan für den Gipfelversuch gemacht. Wir entscheiden uns zusammen mit allen anderen Expeditionen den 22.05. als Gipfeltag
zu definieren. Nun hatte ich zwei schöne Ruhetage habe alle meine Klammotten für den Gipfeltag gewaschen, alles zusammen gepackt und morgen früh um
02.00 Uhr geht es wieder los richtung Camp 1 tags drauf Camp 2 dann Camp 3 und hoffentlich am 22.05 dann auf den Gipfel. Ich bin sehr gespannt.
Reicht die Akklimatisation? Wird alles gut werden? Mal sehen, ich bin guter Dinge. Ich hoffe das nächste mal gute Neuigkeiten überbringen zu können und ich freue mich wieder sehr auf Zuhause.

Bis dahin viele Grüße und vielen Dank fürs Daumen drücken!
Michi
 
C1
2. Bericht, 12. Mai 2013: Akklimatisation bis Camp II, 6.500m

Nachdem ich mich im Basislager gut eingerichtet hatte, machte ich einen kleinen Ausflug um in der Nähe des French Cols auf ca. 5.250 Metern zu übernachten. Zwei Tage später ging es dann ins Camp I auf 5.800 Meter. Da der Weg bis Camp I auf weiten Strecken über den Gletscher geht, musste ich mich an andere Teams anpassen, da es mir alleine, ohne Seil zu gefährlich war.

Am Tag bevor es nach Camp I gehen sollte, feierten wir zusammen mit einem Lama eine Puja, eine Gebetsfeier, bei der man den Berg bittet, gnädig mit einem zu sein.

Zusammen mit der Gruppe von AMICAL alpin brauchten wir ca. 8 Stunden bis ins Camp I. Trotz schwerem Rucksack und dem weiten Höhensprung, ging es mir gut.



Am nächsten Tag machte ich dann einen Akklimatisationsausflug auf ca. 6.200 Meter mit sehr leichtem Gepäck. Das war vergleichsweise entspannt. Vor allem konnte ich ab hier wieder alleine gehen – was mich unabhängig machte. Phasenweise ist das gar nicht so leicht, denn alleine kannst du dir unendlich viele Gedanken machen. Andererseits genieße ich es auch im Aufstieg alleine zu sein.

Mein Plan war, am nächsten morgen ins Camp II auf 6. 500 Meter aufzusteigen um dort zu übernachten. Mit polnischen Bergsteigerkollegen war ein Start um 5.30 Uhr abgemacht, um sich mit der Spurarbeit abzuwechseln. Um 6.30 Uhr war von den Polen immer noch nichts zu sehen! Also ging ich alleine los. Nach 2,5 Stunden überholte mich endlich ein Sherpa. Diesmal hatte ich wieder alles Material mit: Zelt, Gas, Essen, Isomatte, Schlafsack . . . Mein Rucksack war sehr schwer, aber ich will hier ja im Alpinstil gehen, ohne die Unterstützung durch Sherpas. Ich gebe zu: Gelegentlich, vor allem dann, als mich andere Bergsteiger mit leichtem Gepäck überholten, bereute ich meinen Plan.

Camp

Um ca. 11 Uhr kam ich dann endlich im Camp II an. Die Höhe von 6.500 Metern machte sich langsam aber sicher bemerkbar. Alleine das Graben für die Zeltplattform war sehr, sehr anstrengend. Dann hieß es Wasser schmelzen. Um keine Probleme mit der Höhe zu bekommen, muss man hier so viel Flüssigkeit wie nur irgendwie möglich zu sich nehmen: 5 – 7 Liter im Idealfall. Hunger hatte ich gar nicht. Später bekam ich allerdings sehr starke Kopfschmerzen. Gegen 20.00 Uhr legte ich mich ins Bett. Um 22.00 Uhr wachte ich auf und fühlte mich schummrig. Ich sah wie meine Hand stark angeschwollen war. Ein Ödem, zwar nicht schlimm, aber ich wusste, dass ich ganz leicht höhenkrank war.

In dieser Nacht machte ich kein Auge mehr zu, versuchte aber möglichst viel zu trinken. Gegen 4 Uhr packte ich meine Sachen. Alleine das Einpacken des Schlafsacks war entsetzlich anstrengend! Mit dem ersten Licht stieg ich gegen 5 Uhr ab Richtung Camp I. Auf ca. 6.200 Metern kam ich dann bei meinen Freunden von AMICAL alpin vorbei. Diese entschieden, nicht in Camp II zu schlafen. Gegen 6.30 Uhr war ich dann auf 5.800 Metern im Camp I und legte mich schlafen.

Ich war total platt. Nun musste ich warten bis jemand mit mir ins Basislager absteigt. Ich schlief bis 13 Uhr. Dann stieg ich zusammen mit Dominik und seinem Team ins Basislager ab. 2,5 Stunden später erreichten wir dieses, tranken Cola und genossen selbst gebackenen Kuchen von Sitaram, unserem Koch.

Nun weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man – im Ansatz – höhenkrank wird, was die Vorboten sind. Habe ich mit dem Feuer gespielt? Nein, diese neue Erfahrung war sehr wichtig für mich. Außerdem war ich ja nicht lebensbedrohlich krank, sondern zu jeder Zeit fähig abzusteigen. Auch nachts.

Jetzt stehen im Basislager vermutlich drei Ruhetage an, weil es Neuschnee geben soll. Ich freue mich auf das Ausschlafen und werde meine Reserven wieder auffüllen, ein paar Klimmzüge machen und abschalten, bevor es zum nächsten Akklimatisationstrip Richtung Camp III auf ca. 7.300 Meter gehen soll.

Liebe Grüße,

Michi

1. Bericht, 2. Mai 2013:

mit SherpasZwei Tage waren nötig um die letzten Dinge in Kathmandu zu organisieren, Permit, Material Check und die letzten Einkäufe. Nachdem wir Kathmandu am 21. April verlassen haben, bin ich heute am 29. April endlich im Basislager auf 4750 m angekommen. Von Kathmandu ging es per Flugzeug in das ca. 200 Kilometer entfernte Phokara - welches sich mitten im Urwald Nepals befindet. Am selben Tag fuhren wir noch über acht Stunden mit einem Kleinbus über wildeste Straßen bis nach Dharbang auf ca. 1000 m Ü.N.N gelegen.

Mit Nepalkinder beim DehnenVon Dharbang ging es dann zu Fuß weiter. Innerhalb von 8 Tagen "schraubten" wir uns bis ins Basislager des Dhaulagiri gelegen hoch. Die ersten Tage zeigte sich Nepal von einer ganz anderen Seite, als ich gedacht hätte. Weit und breit nur Wald, Urwald, Blumen, Lianen, aber keine Berge. Das Wetter war auch urwaldtypisch. Morgens superschön, mittags Quellwolken und nachmittags Gewitter. Langsam kamen wir höher und sahen dann auch die ersten Gipfel der Dhaulagiri Range mit beeindruckenden 2000 - 3000 m langen steilen Wänden. Wir gelangen an höhe und sahen vom Italy Basecamp auf 3600 m endlich das erste Mal den Dhaulagiri - zwar nicht von der Seite von der wir ihn besteigen wollen, aber trotzdem sehr beeindruckend.

Im Italy Basecamp bekamen zwei Expeditionsteilnehmer von Amical Alpin - die Expedition, deren Logistik ich nutzen kann - ein bisschen Magenprobleme, weswegen ich von nun alleine Richtung Basislager weiter ging. Nur ein junger extrem starker Sherpa aus dem Solo Khumbu namens Suku begleitete mich. Immer wieder als ich Suku ansah, wie er meine persönliche Ausrüstung (35 Kg) mit einem Seil an der Stirn fixiert trägt, kommt ein leichtes Gefühl von Scham auf - aber Suku lacht nur und sagt "doro za" - "I'm strong".

BasecampWir übernachten im Japanese Basecamp auf 4200 m und am nächsten Tag geht es in drei Stunden zum Basislager auf 4750 m. Am selben Tag mache ich noch einen kleinen Akklimatisationsausflug bis auf ca. 5000 m und sehe nun auch den Dhaulagiri in seiner vollen Pracht und muss zugeben, dass der Berg ganz schön groß ist. Pünktlich zum Abendessen komme ich wieder im Basislager an. Ich bin glücklich, und sehr motiviert in den nächsten Tagen Richtung Camp 1 aufzubrechen - aber jetzt heißt es erst mal das Basislager einrichten, mal wieder duschen und morgen einen kleinen Ausflug aufs French Col auf 5300 m zu machen.

Viele Grüße Michi

 
 



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  Bericht 1, Bild 1: Michi Wohlleben unterwegs mit Sherpas.  
  Bericht 1, Bild 2: Michi Wohlleben bei Dehnungsübungen und die Kinder machen mit Begeisterung mit.  
  Bericht 1, Bild 3: Basecamp  
  Zu den Fotos: Die extrem langsame Internetverbindung lässt bei der Übertragung nur kleine Bildformate zu.  
  Dhaulagiri
 
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