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Spass in den Dünen
Enduroabenteuer
M A R O K K O
Der Djemal el Fna in Marrakesch ist der Platz der Gaukler, der Geschichtenerzähler, der Schlangenbeschwörer und der Akrobaten. Hier gibt es frisch gepressten Orangensaft und leckere Garküchen. Hier treffen wir auch Anja und Frank von Mobiketours und alle anderen Teilnehmer unserer Endurotour Marokko. Lutz, René und ich (Susanne) sind schon vier Tage früher angereist und wir fühlen uns am Djemal el Fna schon richtig heimisch. Aber wenn man direkt aus dem Flugzeug hier herkommt, ist es ein Kulturschock - als würde man in ein Märchen aus 1000 und einer Nacht eintauchen. Schwer zu beschreiben aber beeindruckend schön.
Djemal el Fna
Wir treffen uns im Café CTM. Ein bunt gemischter Haufen. Zwei Schweizer, ein in Wien lebender Deutscher, ein Bayer, einer aus McPomm und drei Hessen. Wir schlürfen köstlichen Pfefferminztee und besprechen den Ablauf der Tour. Frank unser Tourguide erklärt kurz, wie gefahren wird, dass jeder sein Tempo fahren soll (die Schnellen vorne, die Langsamen hinten), dass bei jedem Abbiegen auf den hinteren Fahrer gewartet wird, sonst gilt immer gerade aus. Mit Ausnahme des ersten Fahrtages gibt es das Frühstück immer um 7:30 Uhr und Punkt 9:00 Uhr wird losgefahren.
Schulkinder
Am ersten Tag fahren wir gegen 10 Uhr los. Vorsichtig schlängeln wir uns, dicht an dicht, durch Marrakesch. Fahren dann ein paar Kilometer auf einer asphaltierten Landstraße Richtung Atlas Gebirge. Wenig später führt uns eine unbefestigte Straße durch die Obstgärten von Marrakesch in einen kleinen Ort, in dem wir zu Mittag essen.
Nagel im Reifen
Dann geht es weiter durch Obstgärten, bis ein Nagel meinem Hinterreifen die Luft nimmt. Also Nagel entfernen, Hinterrad ausbauen und einen neuen Schlauch montieren. Jeder von uns hat natürlich verstärkte Schläuche fürs Vorder- und Hinterrad dabei. Für die Kinder, die gerade auf dem Heimweg von der Schule waren, ist es eine willkommene Abwechslung. Im Nu sind wir von Kindern umzingelt.

Plötzlich fällt mir auf, dass mein Rucksack nicht mehr da ist. Im Rucksack war mein Reisepass, mein Geld, mein Führerschein, die grüne Versicherungskarte - eigentlich alles! Der Schreck fährt mir mächtig in die Glieder. Wie konnte das passieren? Wo hatte ich ihn stehen lassen? Nachdem der erste Schock verdaut ist, arbeite ich weiter an meinem Reifenwechsel und Frank fährt ein Stück des Weges zurück. Sein Verdacht? Vielleicht habe ich ihn bei der letzten Rast und Pinkelpause einfach liegen lassen. Leider kommt Frank ohne Rucksack zurück.

Es nützt alles nichts, wir müssen weiter. Langsam kommen wir in die Berge. Als wir unser heutiges Etappenziel, eine Auberge, erreichen, wartet Anja schon mit gekühltem Willkommensbier und dem Zimmerschlüssel auf uns. Das Gepäck ist auch schon im Zimmer. Ein Luxus, den wir während der gesamten Tour genießen dürfen. Danke Anja! Auch wenn René und ich das im Moment nicht wirklich schätzen können. Zu groß ist unser Frust wegen des abhandengekommenen Rucksacks.
Diashow Marokko
Der Verlust beschäftigt uns natürlich. Die deutsche Botschaft ist in Casablanca, 250 Kilometer von Marrakesch entfernt. Morgen müssen wir wohl nach Marrakesch und den Rucksack bei der Polizei als gestohlen melden und dann so schnell wie möglich nach Casablanca, um einen neuen Reisepass zu beantragen. Das wird uns mindesten 5 - 6 Tage kosten und unsere Gruppe ist dann bestimmt schon beim Erg Chebbi. Und auf den Erg hat sich René am meisten gefreut. Während wir grübeln und grübeln, wie das alles klappen soll, klingelt das Telefon. Renés Mutter ist am anderen Ende der Leitung und fragt: "Was ist bei euch los? Bei mir hat ein Marokkaner angerufen und gesagt, er hat den Pass von Susanne." Der Marokkaner hat ihr eine Telefonnummer gegeben, unter  der wir ihn erreichen können. Der Rucksack und alles, was drin ist, wartet bei ihm auf uns. Das kann doch nicht wahr sein. Das gibt's doch nicht! Wir sind total aus dem Häuschen und freuen uns riesig. Wir müssen nicht nach Casablanca und der Erg Chebbi ist auch noch zu schaffen. Mit Anja und Frank planen wir das weitere Vorgehen. René und  ich werden morgen nach Marrakesch fahren, den Rucksack beim ehrlichen Finder abholen und dann versuchen, so schnell wie möglich wieder Anschluss an unsere Gruppe zu finden.
Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Die Gruppe fährt offroad über den Tizi n' Tichka Pass und wir zurück nach Marrakesch. Wir dachten, wir erledigen alles am gleichen Tag und sind abends wieder bei der Truppe. Na ja, das war etwas zu optimistisch gedacht, aber dazu später mehr.

ApothekerLinks im Bild: der Apotheker

Meinen Rucksack hat ein Bauernjunge am Rande eines Feldes gefunden und später beim Apotheker abgegeben und der hat alles versucht, uns ausfindig zu machen. Hier möchte ich mich noch mal beim Apotheker und dem Bauernjungen recht herzlich bedanken.
Zurück zur Gruppe haben wir es heute nicht mehr geschafft und daher noch mal in der Auberge des 1. Etappenziels übernachtet. Sehr früh am Morgen brechen wir auf. Um schneller voranzukommen, nehmen wir über den Tizi n Tichka Pass (2260m) die reguläre Straße und nicht den Offroad-Track, wie unsere Gruppe. So mussten wir uns nicht so durch den Schnee quälen. Ein paar Schneereste lagen noch, die uns aber nicht sonderlich behinderten. Nur kalt war es und wegen des Nebels sahen wir so gut wie nichts. Trotzdem machte die Fahrt über den Pass Spaß, eine Kurve folgte der anderen.
Schnee in den Bergen
Dann fahren wir zügig über eine Hochebene. Es regnete ununterbrochen. Wie war das mit "Marokko, dem Land mit ewigem Sonnenschein, den Wüsten und hohen Temperaturen?" Nun ja, wir sind hier im Hohen Atlas auf über 2.000 Metern Höhe - wir sollten Sonne und Hitze schon noch bekommen. Auf der Fahrt ins Tal wird es mit jedem Meter wärmer. Auf einmal taucht in unseren Rückspiegeln ein roter Transporter mit eingeschaltetem Licht auf und bleibt hinter uns. Marokkaner fahren tagsüber nicht mit Licht. Bei genauem Hinsehen erkennen wir Anja im Servicefahrzeug.
Sie hat auf uns gewartet und zusammen machen wir eine Mittagspause. Bei René und mir stellt sich langsam das Urlaubsgefühl wieder ein. Nach der Mittagspause navigiert uns Anja zu unserem „Spielplatz“ für diesen Tag: Dünen mit fester Oberfläche. Wir sind noch vor den anderen da und üben das Anfahren auf den Dünenkamm. Während wir unsere Runden drehen, taucht auch unser Tourguide mit der Gruppe auf. Wir sind wieder komplett.
Am nächsten Morgen. Beim Briefing erklärt uns Frank, dass wir heute in die Sahara kommen und dass diese nicht nur aus Sand besteht, sondern zum größeren Teil eine Stein- und Tonwüste ist. Warum er das so hervorhob, erfuhren wir sehr schnell. Kaum losgefahren quälen wir uns über Steine und Geröll, ab und an unterbrochen von den ersten kleineren Sandlöchern. Gefühlt waren es 30 Kilometer über sprichwörtlich Stock und Stein, tatsächlich aber nur drei.
Unsere Unterkunft für diese Nacht liegt am Rande der Sandwüste und der Besitzer ist begeisterter Hobbyastrologe. Nach dem Abendessen ließ er uns an seinem Hobby teilhaben, zeigte uns den Saturn mit seinen Ringen und seine Begeisterung für die Astrologie sprang auch auf uns über. Es ist schon beeindruckend zu sehen, was man sonst nur aus Büchern kennt.
Das Etappenziel des heutigen Tages liegt mitten in der Wüste, einem Ort, den unser Servicefahrzeug nicht erreichen kann. Also müssen wir alles, was wir unbedingt brauchen, selbst mitnehmen, auch das Bier, wenn wir eines haben wollen. Kaum losgefahren stellt sich der erste Plattfuß ein. Inzwischen eine Routineangelegenheit für die Gruppe. Frank fährt mit mir schon mal vor, die anderen werden uns eh schnell eingeholt haben. Wir fahren bis zur nächsten Kreuzung. Lange müssen wir nicht warten und die Ersten kommen. Jetzt fehlen nur noch zwei. Dann klingelt Renés Handy. Lutz, einer der Fehlenden, ist dran und will wissen, ob er Kaltmetall dabei hat. Ein Stein hat den Motordeckel an Olafs KTM beschädigt und ohne Kaltmetall wäre seine Tour zu Ende. Also fahren René und Frank zurück und reparieren das Moped.
Das dauerte eine Weile, und kurz bevor sie bei uns ankommen, stürzt einer. Was folgt ist eine Standpauke von Frank: "So geht das nicht. Konzentriert euch oder spielt Karten." Natürlich will keiner von uns Karten spielen. Wir fahren weiter. Weit kommen wir nicht. Der nächste Plattfuß zwingt zur Pause. Die Reparatur geht inzwischen in Null-Komma-Nix.
Langsam wird es sandiger, die ersten Sandlöcher tauchen auf. Das Erste schaffe ich gerade mal so auf der letzten Rille. Im Zweiten bleib ich voll stecken, weil ich zu wenig Gas gegeben habe. Beim Dritten soll mir das nicht passieren und ich reiße den Gashahn so richtig auf und ... überschlage mich und lande unsanft im Sand. Ein Marokkaner, der ganz locker mit seinem Mofa durch das Sandloch gefahren kam, half mir wieder auf die Beine. Mit einem Bierchen heute Abend wird es auch nichts, das tropft jetzt aus meinem Rucksack.
Mittagspause machen wir an einer "Rallye Dakar Tankstelle". Hier bekommen wir unseren Sprit nicht aus der Zapfsäule, sondern in großen Wasserflaschen. Dann geht es über eine ehemalige Sonderprüfungsstrecke der "Dakar" zu unserem Hotel. Dieses liegt mitten in der Wüste mit tollem Saharablick. Der Sonnenuntergang bleibt unvergessen.
Am folgenden Tag geht es abseits der Pisten Richtung Erg Chebbi. Mittlerweile machen mir die Sandpassagen sehr zu schaffen und der störrische Esel in mir kommt durch. "Ich fahr hier nicht weiter", sage ich. René, der mich gut kennt, bleibt ruhig und holt Frank. Das war nicht das, was ich unbedingt wollte, aber ohne Frank würde ich wohl immer noch dort stehen.
Kurz vor der Ankunft im Hotel kommen wir an einem schönen Aussichtsplatz vorbei. Während einige von uns einen Berg hochfahren, warte ich am Fuß des Berges und unterhalte mich angeregt mit dem Mitarbeiter einer Filmcrew, die hier gerade mit Dreharbeiten zum Film Open Desert zu tun hat. Nach einer Weile kommt der Aufnahmeleiter zu mir und fragt mich, wie lange die Motorräder da oben noch rumkurven wollen. Sie müssen noch eine Szene à la einsame Wüste drehen und Motorengeräusche passen da nicht dazu.
Angekommen im Hotel stehen erst mal Luftfilter reinigen, Öl kontrollieren, Luftdruck prüfen und die eine oder andere kleinere Reparatur an. Um so mehr Spaß hatten wir dann im Pool einem Bier in der Hand, frisch von Anja serviert. Das Hotel liegt direkt an den großen Dünen von Merzouga und ist für uns ein Traum.
Für den nächsten Tag war Dünensurfen angesagt, ein echtes Highlight der Tour. Nur nichts für mich. Weil Sand fahren nicht wirklich meine Spezialität ist, klinke ich mich für diesen Tag aus der Gruppe aus und fahre mit Anja auf der Straße zum nächsten Treffpunkt. So bin ich diesmal sehr früh im Hotel und genieße es so richtig. Vom Pool aus schweift mein Blick auf die Oase mit einem schönen großen Palmenhain. Heute wird das Abendessen auf der Terrasse in einem kleinen Zelt kredenzt. Es gibt eine sehr leckere Tajine.
Todra Schlucht
Ein neuer Tag ist angebrochen. Es geht wieder in die Berge. Unser nächstes Hotel wartet in der Todra Schlucht auf uns. Um dorthin zu kommen, fahren wir über einen Pass. In der Schlucht führt der Weg an hohe Felsen vorbei, wo viele Händler mit bunten Souvenirständen auf Kundschaft warten. Auch unser Hotel hat etwas ganz Besonderes zu bieten. Einige Zimmer sind direkt in den Fels geschlagen.
Am vorletzter Tag steht die Dadesschlucht auf dem Programm, mit Mittagessen irgendwo in den Bergen. Danach dürfen wir mit unseren Bikes durch ein paar schöne Kiesbetten pflügen und abends steuern wir eine Kashba an.
Unsere letzte Etappe führt nach Marrakesch beginnt mit einer kleinen Offroadeinlage Richtung Ouarzazate. Und wer es sich noch mal so richtig geben will, der nimmt nicht den einfachen Weg, sondern durchquert Flussbetten und Queds und fährt noch eine sehr schöne Passstraße bis Marrakesch. Im Hotel Tafilalet wartet Anja schon mit kühlem Bier auf uns. Hei, wir sind heil wieder angekommen, hatten viel Spaß miteinander und Supererlebnisse. Was will man mehr? Das gemeinsame Abendessen auf dem Jemal el Fna war dann der krönende Abschluss einer überaus abwechslungsreichen Reise!
 
Text: Susanne Roth
Fotos: René Roth, Lutz Moschner,
mobiketours.de und Schleissing Photography
 




 

     


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