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Wintersport in den französischen Alpen

Espace Killy, das Unmögliche möglich machen  von SANDRA AUGUSTIN

Es ist Januar und der gute Vorsatz mehr Sport in diesem Jahr zu treiben ist noch frisch. Was liegt näher als Wintersport? Eins der vier berühmtesten Skigebiete der französischen Alpen ist Espace Killy. Den Namen erhielt das Skigebiet von dem berühmten Skirennfahrer Jean-Claude Killy und dies spricht schon für sich. Killy schaffte 1968 bei den Olympischen Winterspielen das Unmögliche und gewann in allen drei Disziplinen (Abfahrt, Riesenslalom und Kombination) jeweils die Goldmedaille. Das Unmöglich möglich machen trifft auch auf Espace Killy zu. Das Skigebiet liegt zwischen Val D’Isere und Tignes und lockt mit seinen 300 Pistenkilometern, von denen 60% über 2200 m Höhe liegen. Es ist das Mekka für Vollblut-Skifahrer. Hier gibt es alles! Vom Freestyle über Powdern bis Icediving. Natürlich inklusive super Schneeverhältnisse und „Ski-in and Ski-out“ bei allen Unterkünften. Aber hält Espace Killy wirklich, was es verspricht?

Foto: © Jérémy Pontin 3201-ski-freeride-hd

Val d‘Isère

In Genf am Flughafen angekommen geht es nochmal drei Stunden mit dem Bus nach Val d’Isère. Das in 1850 Meter Höhe ehemalige Bergdorf hat es geschafft sein ursprüngliches Flair zu erhalten. Keine riesigen Hotelhochburgen oder Appartementtürme, traditionelle Baumaterialien und Architektur - schlicht weg einfach gemütlich.

Foto: © Picture/Village/ Val d’Isère VAL06-Nuts.FR5

Im gut sortierten Sportladen mit riesiger Auswahl an Equipment hüpft jedes Sportlerherz vor Freude. Ein Blick vom Fachpersonal und schon ist der perfekt sitzende Skiboot gefunden. Ist das nun Zufall oder jahrelange Erfahrung? Das riesige Sortiment an Leihski garantiert, dass Jeder jeden Ski ausprobieren kann. Super! Mit den Ski geht es nur einmal über die Straße, direkt am Buchladen vorbei zu den Liftstationen. Die Skipasspreise sind moderat. Versicherung für 2,30 € pro Tag und Person kann separat dazu gebucht werden. Für den Fall, dass die Bergrettung zum Einsatz kommt, gilt es finanziell abgesichert zu sein, sonst wird es teuer.

Mit der Kabinenbahn geht es auf den „Rocher de Bellevarde“. Gar kein Gequetsche und Gedrängel an der Talstation. Wieso? Ist hier nicht viel los? Oben angekommen, wartet bei strahlendem Sonnenschein ein grandioses Bergpanorama. Die Aussicht ist unbeschreiblich schön. Diese unendliche Weite!!! Klar, dass sich in dem riesigen Skigebiet alles entzerrt, auch an den Liften. Generell ist in Frankreich die Kennzeichnung der Pisten wie immer, grün, blau, rot, schwarz. Allerdings kommt es schon mal vor, dass eine blaue Piste tief rote Abschnitte enthält und das blaue Pisten eher dem roten Niveau in Österreich entsprechen.

Nach wenigen Abfahrten macht sich der Höhenunterschied von 2500 Metern bemerkbar. Auch ein ausgeruhter und sportlich durchtrainierter Skifahrer beginnt zu Pusten, sofern er aus dem Flachland kommt. Was soll’s! Im Sessellift ist relaxen angesagt, etwas Luft schnappen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier haben die Sessellifte keine Sturmhauben und es ist trotz des Bilderbuchwetters recht frisch. Die anspruchsvollen Abfahrten helfen einem schnell wieder warm zu werden.

Ab dem Mittag scheint auf der Seite von Solaise die Sonne- nichts wie hin!- da in dem offenen Gelände, oberhalb von 2200 Metern, immer ein starker Wind bläst. Um von Solaise zum Gletscher „du Pissaillas“ (3488 m) zu gelangen muss der Sessellift „Leissieres“ genommen werden. Wieso trägt dieser eigentlich den Spitznamen „Achterbahn“? Es macht Spaß und ist nicht nur für Leute mit Höhenangst eine Herausforderung! Einfach unglaublich diese Weite und Vielfältigkeit. Zurück in Solaise bietet sich eine Pause an um die Sonne auf der Terrasse von der Bar „de l’Ouilette“ zu genießen.

© Sandra Augustin

Die Franzosen wissen was zum Wohlfühlen und Genießen gehört. Selbst am Rand der Piste verzichten sie nicht auf ihre Esskultur, wo es typisch französische oder savoyardische Gerichte gibt, wie zum Beispiel:„Tartiflette“ oder „Quiche Larraine“. Die Vielfalt an Desserts erfordert Entscheidungskraft. Zum Glück gibt es „Cafe Gourmand“! Das schöne Ambiente, das leckere Essen, die Sonne und die herrliche Aussicht…. Leben wie Gott in Frankreich trifft hier vollends zu. All dies macht sich jedoch nicht nur auf den Hüften bemerkbar, sondern auch im Geldbeutel. Die Preisen sind definitiv höher als anderswo.



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Es gibt noch viel zu entdecken, beispielsweise die super Tiefschneeabfahrten. Aber „La Foulie Douce“auf dem „Rocher de Bellevarde“ ruft! Täglich wird von 14:00 bis 17:00 Uhr neben der „La Fruitière“ die Piste gerockt. Von weitem ist der Beat der Musik auf der Brust zu spüren - wum, wum, wum - es ist Techno. Mal was anderes! Alle Partymenschen dieser Welt scheinen dort zu sein, ob mit Ski oder mit der Gondel aus dem Tal von „La Daille“. Die Stimmung ist ausgelassen und der Alkohol fließt in Strömen. Extra engagierte Tänzer heizen der pulsierenden bunten Masse mit ihrer Show ein. Um 17:00 Uhr ist der Spuk vorbei. Jetzt gilt es schnell seine Ski zu schnappen und mit wachen Augen heil vor dem alkoholisierten Partymopp die Piste runterzukommen. Wer meint Alkoholkontrolle gäbe es nur auf der Straße, liegt falsch. Wer zu viel getrunken hat muss mit der Gondel abfahren.

Tignes

Quelle: © Jérémy Pontin 2163-guerlain-chicherit-freeride-hd

Tignes ist einfach anders und das will es auch sein!

Es fängt schon damit an, dass in Tignes die Ortsteile nicht räumlich zusammenhängen. Tignes Le Lavachet, Tignes Val Claret und Tignes-de-lac liegen auf 2100 Meter Höhe. Tignes Les Boisses und Tignes 1800 liegen auf 1800 Meter Höhe und Tignes Les Brevieres liegt auf 1550 Meter Höhe.

Die auffallend andere Architektur lässt einen zunächst staunen. Hier hat nichts den Charme eines urigen Bergdorfes. Anstelle von kleinen Chalets in traditioneller Bauweise ragen hier hohe Appartementtürme aus dem natürlichen Bergkessel in den Himmel.

© Sandra Augustin

Tignes hat aber auch seine ganz eigene Geschichte. Der Bau des Staudamms in den 50ziger Jahren und die darauffolgende Aufstauung der Isère, welche das ursprüngliche Dorf überflutete, zwangen die Einheimischen zur Umsiedlung und somit zum Neuanfang. Dadurch entstand ein neues modernes Tignes auf dem Reißbrett.

In Tignes ist das Publikum jung (20 Jahre bis 45 Jahre) und der Fokus liegt absolut auf Sport. 90% der Gäste reisen an, um sich auszupowern. Hier, wo Ski-Freestyle quasi geboren wurde, geht es verrückt zu. 80% des Skigebietes sind für „off-piste“ freigegeben. D.h. hier kann jeder fahren, wo er will. Vorausgesetzt er kann es und hat auch die entsprechende Ausrüstung (LVS-Gerät, Lawinenschaufel, Lawinensonde, Helm, Protektor). Für Diejenigen, die es noch nicht können aber lernen wollen, gibt es diverse Freeride-Kurse und 10 sogenannte „Nature-Rides“. Diese unpräparierten Schwarzen Pisten befinden sich in einem lawinengesicherten Gebiet, in dem der unerfahrene „off-piste“ Skifahrer üben kann. Auf den weitläufig präparierten Pisten befindet sich die Freestyle Area mit zwei Snowparks und den „Boarder Cross Runs“, in denen die Freestyler wie Flummis durch die Luft hüpfen. In der Hauptsaison tummeln sich hier stündlich bis zu 3000 Freestyler. Ganz neu ist der „Bun-J-Ride“. Eine Kombination aus „Skispringen“, „Flying Fox“ und „Bungee-Jumping“.

Keine Frage, Tignes setzt auf Adrenalin!

Sich frei zu fühlen und entweder unkonventionell über die Pisten zu pflügen oder die erste Spur in einem Tiefschneehang zu ziehen, dass zieht jeden Winter in Tignes bis zu 370000 Sportler an. Dies liegt nicht nur an dem Gletscher „La Grande Motte“ (3656 m), auf dem zehn Monate ideale Bedingungen herrschen, sondern auch an dem umfangreichen Angebot an Nervenkitzel.

Foto: © Monica Dalmasso 3045-plongee-sous-glace-hd

Wem das alles noch nicht genügt, kann Eistauchen. Das kann Jeder, der größer als 1,50 Meter (Mindestgröße der Trockenanzüge) ist. Vorausgesetzt er traut sich. Vorwissen ist nicht erforderlich, Unerfahrene haben es sogar leichter. Alles ist ganz easy, nur ruhig bleiben und immer durch den Mund aus- und einatmen. Die Ausrüstung schränkt die Bewegungsfreiheit sehr ein, die Vollmaske reduziert das Blickfeld, und spätestens bei der Einstiegsstelle wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet. Das dunkle Loch der Einstiegsstelle kostet Überwindung. Doch die Atmosphäre nach dem Abtauchen und das bläuliche Licht welches einen umgibt, das Spiel der großen Luftblasen unter der Eisdecke und das einfallende Sonnenstrahlen sind wunderschön und einmalig. Die 20 Minuten unter dem Eis sind viel zu schnell vorbei. Ein tolles Erlebnis! Jedoch nicht für jeden geeignet.

Foto: © Monica Dalmasso 3036-plongee-sous-glace-hd

Fazit:

Espace Killy ist ein grandioses Skigebiet mit hervorragenden Schneebedingungen. Hinzu kommt das riesige Angebot an Extrem-Aktivitäten und Events. Der Service beim Ausleihen der Skiausrüstung ist professionell und das Preisleistungsverhältnis für Skipass, Skikurse und Leihgebühr für die Ausrüstung ist moderat. Minuspunkte gibt es für die Sessellifte ohne Sturmhauben, für die fehlenden ausgewiesenen Schutzzonen für Tiere und für die Preise bezüglich Unterkunft und Verpflegung. Hier ist es definitiv teurer als in anderen Ländern.
Tignes hat durch seine junge Zielgruppe seinen ganz eigenen Spirit. Hier pulsiert das Leben. Der Sport steht ganz oben. Für alle Freestyler und Freerider somit ein Muss.

Nützliche Informationen:


Quelle: Espace Killy Map
Pistenplan interaktiv

Saison in Tignes: 04.10.2014 bis 10.05.2015
Saison in Val d’Isère: 29.11.2014 bis 03.05.2015

Pisten von Espace Killy:
19 Grün, 67 Blau, 41 Rot, 26 Schwarz / 3 Boarder Cross Runs ,2 Snow Parks, 44km Langlaufloipe
Flughäfen: Lyon (221 Km), Grenoble (217 Km), Genf (223 Km), Chambéry (144 Km)

Bahnstation: Bourg St. Maurice (30 Km)

Zusätzliche Aktivitäten in Val D‘Isere und Tignes:
Schneeschuhwandern, Schneemobil fahren, Schlittschuhlaufen, Kartfahren, Eisklettern, Biathlon, Paragliding, Microlightning, Hundeschlitten fahren, Ice Diving, Bun-J-Ride, Fitness, Schwimmen

Besonderer Tipp für Val d‘Isère:

Traditionelles Abendessen, „Käse Fondue“ in der Jurte mit Blick auf den Mont Blanc (95€/Person) Transfer zur Jurte mit einer Pistenraupe (Val D’Isere), soll es auch in Tignes mit Hundeschlitten geben.

In Val D’Isere gibt es für jeden Skipass einen Gratis-Eintritt in das Schwimmbad vom Fitness-Center. Hier ist Kinderbetreuung ab 18 Monaten möglich, Kinderclub von 3-13 Jahren Betreuung outdoot/indoor

Events in Val D’Isere: http://www.valdisere.com/valdisere/en/evenements/agenda/agenda_jour

Unterkünfte:

ski-france.com/skigebiet-espace-killy/val-d-isere/

Skischulen:

20 Skischulen und 50 unabhängige Skilehrer (Online Buchung sind in der Regel günstiger). WiFi auf den Pisten vorhanden! http://www.skischoolvaldisere.com/infos-pratiques/tarifs
http://www.skiresort.de/skigebiet/espace-killy-val-disere-tignes/skischule/c832/

Weitere Informationen:

Tourismus Büro: www.valdisere.com
Tignes: www.tignes.net