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Good Morning Vietnam  

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Ein Land im Aufbruch
  Autor:     
 

BERND SCHUSTER
ist auf vielen Kontinenten zu Hause und lässt andere gerne an seinen Erlebnissen teilhaben. Als  Reisebutler  organisiert er auf Wunsch Urlaubsträume rund um den Globus. Für ADVENTURE-magazin.de berichtet er in loser Reihenfolge von seinen Reisen.

Eindrücke aus der Motorradperspektive im südlichen Vietnam w Bernd Schuster  
     
Die Luft ist stickig, schwülwarm und nimmt mir den Atem. Hunderttausende stinkende Mopeds und Motorroller verpesten die Innenstadt von Saigon, alias "Ho Chi Minh City". Saigon heißt nun seit 1975 so. Damals waren die letzten GIs von den Dächern der Hochhäuser in Helicoptern Richtung ihres, im nahen Südchinesischen Meer vor Anker liegenden Flugzeugträgers geflohen. Den mächtigen USA waren von den ausgemergelten, kleinen Vietcongsoldaten eine Lektion erteilt worden, an der die westliche Grossmacht bis heute traumatisch leidet.    
         
Saigon    
         
Ho Chi Minh Stadt ist weniger eine Stadt, denn ein Gebiet. Ein Tag reicht kaum, um die Ausdehnung von 120 Kilometern zu durchfahren. 1 Stunde Fahrzeit für 1 Kilometer Strecke ist hier mit einem der seltenen Autos keine Besonderheit. 20 Minuten ohne das obligatorisch vor dem Gesicht verschlungene Tuch oder möglichst gleich eine Atemmaske, bringen mich an den Rand des Brechreizes. Über 7 Millionen quirlige Vietnamesen wuseln meist auf den besagten Mopeds neben Garküchen. Auf diesen wird zum Teil für uns Ungeheuerliches gebrutzelt, die Straßen sind überall mit Unrat übersät. Abfälle verwesen vor Ort oder werden verbrannt. Um überhaupt vorwärtszukommen, werden dabei oft auch die Gehsteige benutzt. Es herrscht keinerlei Panik, sondern friedfertige Gelassenheit. Eine Straße zu Fuß zu überqueren, erscheint unmöglich. Die Ameisenstraße von Rollern und Mopeds hört nie auf. Etwas Mut und Entschlossenheit vorausgesetzt ist es aber gar nicht so schwer.
 

Karte:
   

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Einfach mutig mit Blickkontakt rübergehen und der Ameisenstrom teilt sich friedlich und lässt den Passanten durch. Auch der risikofreudige und dynamische abendländische Motorradfahrer hat nach kurzer Eingewöhnungszeit keine Probleme. Mir wird aufgrund meines manchmal recht flotten Fahrstils bald Achtung entgegengebracht und manche grazile Mopedbraut schenkt mir aus geschlitzten Augen ihr freundliches Lächeln. Es gibt auch etliche Radfahrer, die hier recht gefährlich leben. Bei 175 ccm Hubraum ist nach oben hin Schluss. Gesprochen wird hier fast ausschließlich nur Vietnamesisch. Sehr alte Vietnamesen verstehen vielleicht noch etwas Französisch aus dem Indochina Krieg. Englisch ist hier relativ uninteressant. Im 25. Stockwerk meines Hotels befinde ich mich auf dem Pooldeck in saubereren Luftmassen und genieße nach ein paar Runden im klaren Wasser von oben den Blick auf die vernebelte Innenstadt der südvietnamesischen Metropole. Mit einem freundlichen Lächeln kümmert sich die hübsche, in einen blauseidenen Sarong gekleidete junge Sevice-Dame um mich und kredenzt mir mit einer 45-Grad-Verneigung ein eisgekühltes "Tiger Beer". Nicht weit weg vor Saigon liegen die historischen Tunnelanlagen von Cu Chi. Schon in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts waren diese im Indochinakrieg mit Frankreich im ersten Einsatz. Sie wurden dann im Vietnamkrieg erweitert und beherbergten ganze unterirdische Städte. Weder Napalmbomben noch Überflutungen konnten ihnen Wesentliches anhaben. Ich krieche in einen, für Touristen stark erweiterten, faulig-stickig riechenden Tunnel und robbe schon nach drei Metern mit klaustrophobischen Gefühlen wieder zurück. Nach sechs Stunden Nachtfahrt im Fernreisebus mit Schlafsesseln befinde ich mich 200 Kilometer weiter an der südlichen Küste des chinesischen Meeres auf einer wunderschönen Halbinsel bei Mui Né in der Region der Fischereistadt Phan Tiedt. Hier hat Vietnam bereits den Durchbruch zum Tourismus geschafft. Zahlreiche, auch hochklassige und recht hübsch konzipierte Hotelanlagen säumen den feinsandigen und mit hohen Palmen bestandenen Surferstrand. Mui Né ist in Windsurfer und Kitesurfer Kreisen als Hochburg bekannt. Die Weltelite trifft sich dort jährlich zum Fun-Cup. Den Großteil der nicht so vielen Touristen stellen Russen der Oberschicht. Gut beleibte, braun geröstete Verteter des neuen Wohlstandes schmücken sich mit grazilen und gut anzuschauenden, langbeinigen Elfen aus dem Reich von Zar Putin.
 
Wieder auf den Sattel eines Motorrollers zurückgekehrt , genieße ich die prächtige, fast unbefahrene Uferstraße nach "White Sands". In einem klaren See spiegeln sich weiße Sanddünen, die durchaus an die Sahara erinnern. Ein Bad in den Brechern des Südchinesischen Meeres am menschenleeren Traumstrand belebt die Sinne und stärkt den Hunger nach gegrillten Langustinos und anderem, hier heimischen und fangfrischen Meeresgetier. Ein nach amerikanischem Vorbild mit luxuriösen Ferienhäusern konzipierter, nagelneuer Golfplatz lädt mich zu einer Runde über den Klippen des Meeres ein. Dort obligatorische, weibliche Caddies, die meinen vor Ort ausgeliehenen Golfbag nur unwesentlich überragen, erzeugen in mir beim Schleppen meiner Golfutensilien fast ein Gefühl des Mitleids. Es ist jedoch hier so der Brauch und gute Bräuche sollte man nicht ändern! Über Saigon zurück geht es wieder per Überlandbus ins Mekongdelta. Dunst und Schwüle hängen über dem fruchtbaren Ackerland, der südlichen Reiskammer Vietnams.        
In diesem Schwemmland gedeihen auch tropische Südfrüchte, Gemüse, Zuckerrohr und Kokosnüsse. Unter den armseeligen Pfahlhütten auf zahlreichen Wasserstraßen und Kanälen des Mekongs wird auch der Pangasiusfisch gezüchtet. Er frisst gerne die hier direkt unter diesen Pfahlbauten ins Wasser entsorgten Exkremente und dient als Müllschlucker. Er kommt dann in Europa als Delikatesse frisch auf den Tisch. Auf dem breiten Mekong, der träge, braun und nicht allzu wohlriechend vor sich hindümpelt, herrscht buntes Treiben. Zahlreiche Boote sind mit allen möglichen Gütern, Obst und Gemüse beladen und liegen abenteuerlich tief im Wasser. Es wird der "Floating Market" abgehalten. Nicht wenige Anwohner hausen auf ihren Dschunken. Ein für mich recht exotischer und ungewohnter, jedoch äußerst interessanter Anblick.
       
An Bord des "Vinashin Rose" Flugbootes erreiche ich nach knapp drei Stunden die noch nicht touristisch angehauchte und als Geheimtipp geltende Insel "Phu Cuoc" nahe der kambodschanischen Grenze im "Golf von Siam". Bei einem freundlichen, freiberuflich tätigen "Makler" an der Pier bekomme ich nach perfekter Zeichensprache rasch und günstig, was man für eine angenehme Woche braucht. Eine nettes Holzhaus am malerischen, mit sich wiegenden Palmen bestandenen Sandstrand, ein geländegängiges Motorrad und einer landeskundigen jungen Frau, die gut kocht, ebenso gut aussieht und auch sonst recht hilfreich ist.        
Hier klingt mein Trip durch das im Aufbruch befindliche südliche Vietnam stilvoll und mit unvergessenen Motorradausflügen durch den Urwald der schönen und gar nicht so kleinen Insel mit ihren tropischen Traumstränden und durchwegs freundlichen Menschen harmonisch aus. Eine 2-motorige Turboprop-Maschine bringt mich wohlbehalten nach Saigon zurück, wo bereits der Jumbojet zum Rückflug nach München wartet.        
In diesem Sinne: Good Morning Vietnam! Weiter so..        
         
Text und Fotos: Bernd Schuster        
         
         
         


 

 

 

   
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