Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Schreiben Sie uns.

   
   
   
   
w
 

Ligurische Schotterträume   

Eine Schottertour durch Ligurien und das südliche Piemont gelten als Highlight für jeden Schotterfan. Etwas anspruchsvoller ist es jedoch, wenn schwere BMW Gelände-Enduros auf den unbefestigten Pfaden unterwegs sind.

Zwei der größten Regionen Italiens, das Piemont und Ligurien liegen im Grenzgebiet zu Frankreich. Einst heiß umkämpft sind sie heute scheinbar vergessen von der Geschichte. Nachdem erst die Römer und dann die Habsburger sich zurückgezogen haben, blieb eine durch Landwirtschaft und karge Bergwelten geprägte Landschaft zurück. Über die Berge der ligurischen Alpen wurde bereits im 12. Jahrhundert Salz transportiert. Im letzten Jahrhundert wurden dann die Pisten, über die einst schweres Kriegsgerät geschleppt wurde zu Schmugglerpfaden.

Südlich der Westalpen, dort wo der Gebirgshauptkamm Richtung West-Ost schwenkt, erwartet uns eines der letzten Schotter-Abenteuer. Einige der letzten legal befahrbaren hochalpinen Pisten mit jeder Menge fahrtechnischer Herausforderungen. Das beeindruckendste Relikt dieser Zeit ist die ligurische Grenzkammhöhenstraße, die von Limone nach Ventimiglia an der italienischen Riviera führt. Auf der einzigartigen Strecke sind etliche alte Militärfestungen und Bunker, die zwischen 1880 und 1940 erbaut wurden, zu sehen. Die italienischen Alpinisti hatten sich einst hier verschanzt.

48 Kehren


Größere Kartenansicht

Zum Beginn unserer Schotterwoche haben wir vor, die wohl schönste Route - die ligurische Grenzkammstraße zu befahren. Die grobe Schotterpiste klettert vom Colle di Tenda entlang der Grenze zwischen Italien und Frankreich über die Rücken der Seealpen klettert.

Doch vorher wartet der Colle di Tenda auf uns. Er ist eine willkommene Herausforderung für die schweren BMWs. Am Fuß des Tendapasses liegt die ehemalige italienische Garnisonsstadt Tende. Die im oberen Teil geschotterte Südrampe mit 48 dicht übereinander liegenden Kehren und zählt zu den interessantesten Passstrecken der gesamten Alpen. Nach den uns unendlich vorkommenden Serpentinen sehen wir vom Fort Central aus zurück und sehen das dünne Schotterband, das hinter der nächsten Kurve verschwindet.

Die zweifellos schönste Schotterpass der Alpen wurde vor allem in der Zeit von Mussolini ausgebaut. Fast 85 km lang, verläuft die ligurische Grenzkammstraße durch ein fast einsames Gebiet und berührt zwölf anfahrbare Hochpunkte. Wer die Grenzkammstraße genießen möchte, sollte sich unbedingt mehrerer Fakten bewusst werden. Unbedingt sollte jeder Endurofahrer hier Werkzeug zum Radausbau sowie Flickzeug mitführen.


colle birrone

Im Denzel wird die LGKS (ligurische Grenzkammstraße) mit dem Schwierigkeitsgrad 4 bis 5 bei einem Maximalwert von 5 bewertet. Zahlreiche grobe und schmale Passagen mit tiefen Abgründen verlangen ständig die volle Konzentration. Auf alle Fälle ist davon abzuraten, die Strecke alleine zu befahren! Der Einstieg ligurischen Grenzkammstraße zweigt bei einem Skigebiet ab. Die gesamte Strecke verläuft entlang des Kamms, der sich an der italienisch-französischen Grenze hinzieht. Grobe und scharfkantige Steine, die aus dem Schotter herausragen, schütteln uns und die Boxer BMWs gewaltig durch. Wir kommen nur mit Schrittgeschwindigkeit vorwärts.

Die wohl bekannteste Passage an der LGKS ist die Kehre am Col de la Boaire, die wir nach 8 Kilometern erreichen. Der stark ausgesetzte Streckenabschnitt ist ein Paradebeispiel für die grandiose Trassierung des alten Militärsträßchens. Danach wird der Zustand des Untergrundes wesentlich schlechter. Auf der Strecke über den Colle Malaberghe, von wo aus sich die Piste in südliche Richtung wendet, sind ausgewaschene Stellen und auch kleinere Treppen in dem felsigen Untergrund. Nach 16 Kilometern passieren wir den Col des Seigneurs. Der daran anschließende Abschnitt, der aus dem Felsen herausgeschlagen wurde, umgeht in einer Kehre die Cima di Pèrtega. Nachdem wir den Colle delle Vecchie tangiert haben, verändert sich die bis dahin baumlose Hochgebirgslandschaft. Murmeltiere huschen pfeifend durch das graue Geröll, das hier oben die Vegetation fast völlig ablöst. Nur struppiges Gras wachsen an ein paar Stellen.
Der nun in Richtung Südosten verlaufende Weg verläuft durch Lärchenwälder bis wir auf einen Abzweig nach Monesi stoßen. Hier endet der Schottertraum allmählich. Auch unsere schmerzenden Arme zeugen noch Stunden später von der anstrengenden Fahrt über die alte Piste. Ganz am Südende neigt sich die vor ca. 80 Jahren gebaute Straße zum Mittelmeer hinab.

Weitere Schotterpisten, die ebenfalls aus kriegerischen Zeiten stammen und die jeder einmal befahren soll, liegen genau genommen nicht in Ligurien, sondern im südlichen Piemont.

Die Maira-Stura-Kammstraße, ist mehr eine Höhen- als eine Kammstraße. Zwischen dem Colle Valcavera und dem Colle del Preit zieht sich die geschotterte Piste nahezu parallel zum Valle Stura durch das Gebirge. Obwohl die Maira-Stura-Kammstrasse heute zu zweidrittel geteert ist, bietet sie uns dennoch landschaftlich ein Leckerbissen und ist deshalb schon eine Reise wert.

Fast parallel zur Maira-Stura-Kammstraße verläuft etwas nördlich die Varaita-Maira-Kammstraße (VMKS). Jenseits des Colle Birrone erwartet uns der schwierigste Teil der VMKS. Nach der Hälfte der Tour verschlechtert sich der Zustand der Piste immer mehr. Die Trasse wird schmäler und fahrtechnisch sehr anspruchsvoll. Das Geröll auf der Fahrbahn wird immer grober und ist teilweise fußballgroßen Brocken garniert. Nach einigen steilen und etwas ruppigen Kehren, die manche von uns umkehren lässt, führt der Weg zum Teil durch ausgesetzte Stellen mit grobem Geröll. Am Colle di Sampéyre bietet die asphaltierte Straße nach Elva die Gelegenheit, sowohl ins Varaita- als auch ins Mairatal abzufahren. Wir lassen es uns mit den HPNs jedoch nicht nehmen, die Kammstraße bis zum Colle della Bicocca zu fahren.

Nach einer Woche genüsslichen Schotterfahrens sind wir uns dann auch alle einig, dass es eine Wiederholung der Schottertour geben muss. Denn schließlich gibt es weiter nördlich auch noch die Assietta-Kammstraße, den Sommeillier, den Parpaillon.










Text und Fotos: Timo Rokitta




Schreib einen
Kommentar dazu
auf unserer
Facebook Fanpage!
 
   
   
   
   
   
 

 

   
   
   
   
  © Adventure-magazin.de
E-mail an uns   |  Mit uns werben  |  Impressum  |