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Top-Favoritin in Sotchi: Alpin-Rennläuferin Anna Schaffelhuber während eines Wettbewerbs. Foto: Ralf Kuckuk/DBS
 
Paralympics: Perfekte Schwünge auf dem Monoski

Neue Trainingsmethoden für querschnittgelähmte Ski-Athleten  
   
Heute beginnen die paralympischen Winterspiele in Sotschi: Nach ihren Weltcup-Erfolgen zählt die Ski-Rennläuferin Anna Schaffelhuber zu den Top-Favoriten für olympisches Gold. Die Slalom- und Riesenslalom-Spezialistin trainiert seit 2008 an der Technischen Universität München (TUM). Hier haben der Sportwissenschaftler Dr. Peter Spitzenpfeil und sein Team ein neues Trainingskonzept entwickelt, das auf die körperlichen Voraussetzungen von Monoski-Athleten zugeschnitten ist.  
   

Anna Schaffelhuber tritt in der Disziplin Monoski sitzend, Klasse LW10/2 für Querschnittgelähmte mit wenig Rumpfmuskulatur an. Dabei sitzen die Skiläufer fest in einer Carbonschale, über fein abgestimmte Bewegungen der Brust- und Schultermuskulatur steuern sie den Monoski.

"Monoski-Athleten haben ähnliche Bewegungsabläufe wie nicht-behinderte Sportler, die auf zwei Ski den Hang hinunterschwingen", erklärt Dr. Peter Spitzenpfeil vom Arbeitsbereich Angewandte Sportwissenschaft an der TUM. "Bis vor wenigen Jahren trainierten körperbehinderte Athleten daher nach den gleichen Plänen wie Sportler ohne Behinderung."

In einer Studie mit den Athleten des Nationalteams stellte Spitzenpfeils Team fest, dass sitzende Skifahrer deutlich weniger Ausdauer mitbringen müssen als stehende. "Bei Belastungstests auf der Piste lagen die Maximalwerte der Monoski-Läufer bei ungefähr 50 Prozent der Ski-Athleten auf zwei Brettern", sagt die Sportwissenschaftlerin Maren Goll.

 
   
Krafttraining
Anna Schaffelhuber beim Krafttraining. © TUM Fotostelle 
   
Balancieren auf einem gekippten Stuhl  
   

Die Wissenschaftler richteten das Training deswegen stärker auf Kraft und Koordination aus. "Anders als Sportler ohne Handicap carven Körperbehinderte ohne Bein- und mit eingeschränkter Rumpfmuskulatur", erläutert Goll. "Die Slalom-Schwünge fahren sie auf der Kante des Skis – das ist, als versuche man, auf einem seitlich gekippten Stuhl zu balancieren." Daher sollten Muskeleinsatz und Balance perfekt zusammenspielen.

Für ihre Untersuchungen beobachteten die Wissenschaftler die Sportler während ihrer Fahrt: Mit GPS-Satellitentechnik zeichneten sie die Kurvenfahrt der Athleten auf, während sie gleichzeitig die Muskelaktivität maßen. Das Ergebnis: Ein genaues Profil über den Krafteinsatz bei bestimmten Bewegungen.

Auf dieser Grundlage entwickelten Spitzenpfeil und sein Team ein Kraft- und Koordinationstraining, das die besonderen Anforderungen von Monoski-Athleten wie Schaffelhuber berücksichtigt. Anstatt einzelne Muskelgruppen an Kraftmaschinen zu stärken, trainieren die Sportler gezielt die Bewegungsabläufe beim Skifahren.

 
   
Bewegungskoordination
Training der Bewegungskoordination: Anna Schaffelhuber und die Sportwissenschaftlerin Maren Goll im Kraftraum an der TU München. © TUM Fotostelle
   
Welche Rolle spielt der Stoßdämpfer?  
   

Doch Grundausdauer, Kraft und Koordination sind nicht die einzigen Stellschrauben: Wie schnell die Athleten einen Lauf bewältigen, hängt auch vom Gerät ab. Die Sitzschale ist auf einem Stoßdämpfer befestigt. "Der Dämpfer gleicht Unebenheiten im Gelände aus und vermindert das Verletzungsrisiko", sagt Spitzenpfeil. "Ist er allerdings zu weich oder zu hart eingestellt, verlieren die Sportler Tempo auf der Strecke – oder riskieren einen Sturz."

Das nächste Projekt ist daher schon in Arbeit: Das Team will herausfinden, wie Dämpfer und die Muskelkraft der Athleten während des Laufs besser harmonieren. Spitzenpfeil: "Wir hoffen, dass wir unsere Trainingsmethoden noch genauer auf die Sportler abstimmen und sie optimal auf Höchstleistungen vorbereiten können."

Die bisherigen Forschungsarbeiten wurden vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISP) gefördert. Das BISP unterstützt auch das aktuelle Projekt "Optimierung und systematische Anpassung der Dämpfereinstellungen im paralympischen Monoskisport."

 
   
   

Foto: Ralf Kuckuk/DBS
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
 
 
   
   
 
   
   
 
 
 
   
 
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
 
 
   
 
 
 
   
 
 
 
 




 

   
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  Wettkampftermine mit Anna Schaffelhuber in Sotschi:
  • Abfahrt Damen: Samstag, 8.3.14, 10:00-13:10
• Super G Damen: Montag, 10.3.14, 10:00-11:25
• Kombination Damen: Dienstag, 11.3.14, 15:30-18:10
• Riesenslalom Damen: Sonntag, 16.3.14, 9:30-11:00, 13:00-14:25
  Alle Wettkampftermine im Überblick.
   
   
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  Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 500 Professorinnen und Professoren, 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 36.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaft. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Niederlassungen in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel und Carl von Linde geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. www.tum.de
   
   
   
   
 

   
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