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In 8 1/2 Tagen
Pressath - Nordkap und zurück
Diashow
Alles begann mit der Frage: Was schenken wir unserem Freund Max zum 50sten Geburtstag? Eigentlich hat er alles – nur keine Zeit. Seine kleine Metzgerei hat er in den letzten Jahren um Partyservice, Fremdenzimmern, Mittagstisch und Filialen erweitert – für seinen Traum, mit dem Motorrad ans Nordkap zu fahren, blieb einfach kein Zeitfenster.
Nch dem Weißwurstessen
Unser Geschenk: Wir planten für ihn den Trip. Eine Landkarte wurde auf eine Holzplatte aufgeklebt, die erarbeitete Route mit den Tagesetappen eingezeichnet und ein Maßband dazu gehängt. Es waren ja noch 272 Tage bis zum Countdown.
Start
Am Freitag den 21. Mai 2010 war es dann endlich soweit, wir – Max, Peter, Boris und ich – treffen uns um 12.00 Uhr zum Weißwurstessen bei Max in der Wirtsstube. Um 13.00 Uhr starten wir die vier BMW-Motoren. Auf die Strecke gehen eine R1200RT, eine R1200GS, eine R1150RT und eine K1100RS. Ohne Probleme erreichen wir gegen 17.00 Uhr Berlin und machen Fotos vor dem Bikertreff „Spinner Brücke“, dann noch eine Pause bei „Florida-Eis“ in Spandau – sehr zu empfehlen - und zum Abschluss von Berlin werden noch ein paar Fotos vor dem Berliner BMW-Werk gemacht, der Geburtsstätte unserer Motorräder.
Berlin verlassen wir gegen 18.30 Uhr in Richtung Rostock. Dort sind wir exakt drei Stunden später. Wir sind wohl etwas zu flott gefahren, denn beim Warten auf die Fähre ist der Motor von Peters Motorrad zu heiß geworden, der Kühler kochte über. Wir standen alle in einer riesigen Rauchwolke. Das Problem war schnell gelöst, etwas Wassr nachfüllen, fertig. Um 22.50 Uhr legte die Fähre in Richtung Trelleborg (Schweden) ab. Auf der Fähre essen wir mitgebrachte Weyh-Wurst zu Abend. An Bord treffen wir andere Biker aus Schwandorf. Ein kurzer Auszug aus dem Gespräch: "Wo kommt ihr denn her?" "Aus Pressath!" "Ach, da war ich gestern erst. Hab Flüssiggas an die Metzgerei Weyh geliefert, aber keine Brotzeit bekommen." Das gab natürlich ein riesen Gelächter. Später legten wir uns in unsere Vierbettkabine und versuchten unser Schlafkontingent aufzustocken, denn die nächsten Tage werden anstrengend.
Samstag, 06.15 Uhr legt das Schiff in Trelleborg an und wir fahren sofort los, über Malmö nach Huskvarna am Vättern-See. Das Husqvarna-Museum zu besichtigen ist für uns Mopedfahrer Pflicht. Natürlich im Schnelldurchlauf, schließlich haben wir eine Mission zu erfüllen. Gegen 14.00 Uhr empfängt uns Stockholm mit strahlendem Sonnenschein. Wir besichtigen das Königsschloss und schießen ein paar Fotos. Die geplante Kaffepause mit Königs lassen wir sausen, unser enge Zeitplan gibt das einfach nicht mehr her. Man kann nicht alles haben. Dafür fahren wir gegen 16 Uhr wieder durch die wunderschöne schwedische Landschaft, kommen an einem chinesischen Tempel vorbei, fahren über riesige Brücken, durch endlose Wälder, auf Straßen die an die amerikanischen Highways erinnern. Eine Stunde vor Mitternach lichten wir noch die Skisprungschanze von Sundsvall ab und fahren noch eine dreiviertel Sunde weiter in Richtung Norden. Dann bauen wir auf einem Campingplatz unser Zelt auf.
Gegen drei Uhr nachts wacht Max auf, schaut auf die Uhr und stutzt. "Ist meine Uhr kaputt?" Er steht auf, um zu sehen, welche Uhrzeit der Bordchronometer an seinem Motorrad zeigt. Drei Uhr, selbe Uhrzeit. Dann dämmert es ihm: "Ach ja, wir haben Mitsommer." Midsommar (Mitsommernacht) wird in Schweden heftig gefeiert, da erreicht die Sonne den nördlichsten Punkt ihrer Umlaufbahn. In den skandinavischen Ländern werden die Nächte zu dieser Jahreszeit kaum dunkel. Unsere Feier sah so aus: 5 Tankstopps und 1.100 Kilometer Strecke zurückgelegt.
Sonntag, 23.05.2010. 5.30 Uhr Wecken, 6.10 Uhr Abfahrt. Zwei Stunden später sind die Tanks wieder leer, die nächste Zapfstelle wird angesteurt. Auf einer dort aufgestellten Bank machen wir uns ein ausgiebiges Frühstück mit Eiern, Wurst, Käse, Müsli, Honig und Marmelade, auch unsere Tanks wollen gefüllt sein. Dann geht es weiter Richtung Finnland. In Finnland wechseln wir auf die E 75. Wir ziehen in weiser Voraussicht erstmals unsere Regenkombis an. Nach ein paar kleinen Schauern erreichen wir gegen 16.00 Uhr den Polarkreis bei Rovaniemi. Wir besuchen den Weihnachtsmann, denn der wohnt hier. Für einige aus unserer Gruppe war das neu und sie überlegen jetzt, ob sie die Reise nicht als Bildungsreise von der Steuer absetzen könnten.
Weihnachtsmann hin oder her, wir haben einen Zeitplan einzuhalten. Mehr als 1 ½ Stunden können wir uns nicht in Rovaniemi aufhalten und unsere Fahrt geht weiter durch die endlosen Weiten von Finnland. Wir treffen auf die ersten Rentiere. Ob die dem Weihnachtsmann davon gerannt sind? Die Tour geht vorbei am Inari-See und um 21.00 Uhr erreichen wir Norwegen. Es ist 22.30 Uhr als wir nach einer Fahrt über Traumstraßen unser Tagesziel, den Campingplatz von Skoganvarna, erreichen. Wir übernachten in einer für Skandinavien typischen Hütte, einer so genannten Hytter, essen eine Kleinigkeit und gehen noch in die Sauna. Bei strahlendem Sonnenschein fallen wir ins Bett. Es ist eine Stunde nach Mitternacht.
Rentiere
on the road again
Am nächsten Morgen: 07.00 Uhr Wecken mit anschließendem Frühstück. Um 09.00 Uhr sind wir wieder auf der Piste Richtung Nordkap. Langsam ändert sich die Vegetation, es wachsen keine Bäume mehr, nur noch Gras, Flechten und niedere Pflanzen. Es wird auch spürbar kühler, trotz Sonnenschein steigt das Thermometer kaum über 4° Celsius. Immer häufiger kreuzen Rentiere unseren Weg. Fasziniert von der Landschaft haben wir vergessen, an der letzte Tankstelle, an der wir vorbeifuhren, zu tanken. Das rächt sich. Zirka 30 Kilometer vor unserem Ziel geht erst Peter und kurze Zeit später auch Boris der Sprit aus. Beide haben Glück, freundliche Samen versorgen sie mit dem notwendigen Treibstoff. Wenig später geht es durch den 6.870 m langen Kapp-Tunnel, der 213 m unter dem Meer verläuft. In Honningsvag angekommen füllen wir erstmal unsere Tanks randvoll bevor wir die die letzten 20 km zum Nordkap unter die Räder nehmen. Auf einer gut ausgebauten, kurvenreichen Hochplateustraße führt uns der Weg dorthin. Die Fernsicht ist fantastisch. Wir haben einen der seltenen Traumwettertage erwischt. Wie sagt das Sprichwort: "Wenn Engel reisen ..."
Mit stolz geschwellter Brust postieren wir uns vor dem Nordkap Globus und machen unser "Beweisfoto" und viele, viele weitere Fotos von dieser wunderschönen Gegend und sind dankbar, dass wir dies alles erleben dürfen. Wir schreiben Postkarten, sehen einen Nordkapfilm, besuchen eine Kapelle, kaufen Souvenirs und sind überwältigt ob der vielen Eindrücke. Oben auf dem Parkplatz treffen wir einen Holländer, der sieben Wochen alleine auf einer BMW-Adventure in Skandinavien unterwegs ist. Er will die Nacht im Zelt auf dem Kap verbringen. Und das haben wir ja fast für uns alleine, denn die Saison beginnt hier erst im Juni. Wir können sagen: "Wir sind unter uns" und können unseren Gefühlen freien Lauf lassen.
Am Kap
Wenn nur der enge Zeitplan nicht wäre. Gegen 16.30 Uhr starten wir schweren Herzens wieder unsere Maschinen. Ab Honningsvag fängt es an zu regnen. Eingemummt in unseren Regenkombis fahren wir auf der E 06 über Pässe und durch tief verschneite Landschaften. Zum Glück ist die Straße frei. Vorbei geht es über Kafjord, Olderfjord und Alta nach Storslett. Dort erreichen wir durchgefroren, müde aber glücklich unsere Hytter.
Hytter
Wir haben gut geschlafen und ausgiebig gefrühstückt. 9.15 Uhr wollen wir los. Wir sitzen schon auf unseren Maschinen, da taucht plötzlich der Holländer vor uns auf. Ihm hat es letzte Nacht beinahe das Zelt weggeblasen. Bei heftigem Schneetreiben musste er nachts um 2.00 Uhr sein Lager abbrechen. Bei fast null Sicht ist er vom Kap geflüchtet. Todmüde stand er jetzt vor uns. Biker helfen einander, das ist doch gar kein Thema. Wir geben ihm einfach den Hüttenschlüssel und wünschen ihm eine gute "Nacht", wir selbst machen uns auf den Weg nach Narvik. Auch wir haben heute kein Glück mit dem Wetter, ein Regenschauer jagt den anderen.
 
 


 

 

 

   
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