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Dolomiten-Rallye 2008
Toskanische Wasserspiele

Eine Rallye der etwas anderen Art fand 2008 zum 33. mal statt. Und nicht umsonst gilt sie heute als Geburtshelfer bei der Entwicklung der BMW R 80 G/S.

Es ist Punkt acht Uhr irgendwo im italienischen Apennin. Fast hundert hochbeinige Motorräder warten im Parc Fermé auf ihren Einsatz. Vornehmlich aus bayrischer Produktion und mit Grobstollen besohlt stehen sie fast ungeduldig am Start. Die Fahrer, alle mit ausführlichem Kartenmaterial bestückt, sind da schon etwas nervöser. Erst ist das Motorrad per Muskelkraft zum Start zu schieben, dann kann der Motor gestartet werden. Die meisten fahren in Zweier-Teams, da die Gefahr sich zu verirren, einfach zu groß ist. Viele fahren auch in Gruppen und addieren so ihre Fähigkeiten zu einem schlagkräftigen Team. Doch auch schon vor dem Start gibt es Teilnahmekriterien. So dürfen nur Damen und Männer über 40 Jahre mit einem Einzylinder antreten. Teilnehmer über 50 Jahre erhalten noch einen sogenannten Altersbonus von 3 Punkten pro Jahr. Dazu gibt es drei verschiedene Wertungsklassen: Männer, Frauen und Sozia. Wobei die Fahrer mit Sozia schon eine gehörige Portion Abgeklärtheit besitzen müssen, um zu zweit die teilweise anspruchsvollen Pisten zu bewältigen.

dolo-rallye

Wir befinden uns inmitten der 33. Ausgabe der Dolomiten-Rallye, auch Mototour Appennino Tosco-Emiliano genannt. Vor über 40 Jahren fand die erste Veranstaltung wie der Name schon sagt, in den Dolomiten statt. Zu jener Zeit gab es noch keine Geländemotorräder und für die Straßenmaschinen stellten die Geländepassagen eine echte Herausforderung dar. Das inspirierte natürlich viele BMW Fahrer, ihre Motorräder mit nach oben verlegten Krümmern und Hochlenker geländetauglicher zu machen. Insider behaupten heute noch, dass es ohne die Dolomiten-Rallye nie eine G/S von BMW gegeben hätte. Als dann 1980 die G/S erschien, verschwanden darauf schlagartig alle Straßenmotorräder von der Bildfläche.

Durchschnittlich zieht es um die 100 Teilnehmer vornehmlich aus den süddeutschen Raum im Herbst in die Berge. Niemand weiß vorher, wo es eigentlich genau hingeht. Erst zwei Wochen vor dem Start kommt die Teilnahmebestätigung per Post nach Hause. Bekannt gegeben werden dabei lediglich die Adresse des Hotels und der Zeitpunkt für die Ausgabe der Unterlagen. Natürlich finden sich trotzdem vorab schon einige Ehrgeizige am Ort des Geschehens ein, um die Lage schon einmal zu sondieren. Am Vorabend des jeweiligen Fahrtages werden dann die Kontrollkarten, die Roadbooks sowie eine genauere Landkarte mit den eingezeichneten Kontrollpunkten verteilt. Das Austüfteln der bestmöglichen Route ist das A und O der Rallye. Oft sitzen die Teams bis spät in die Nacht zusammen und diskutieren die Streckenwahl.

Das Roadbook unterscheidet zwischen sechs Schwierigkeits-Kategorien von 1 bis 6. Das fängt an mit einer Teerstrasse und endet irgendwo zwischen verblockten fußballgroßen Steinen auf einem schmalen Bergpfad.  Es ist aber nicht so, dass die schwierigsten Punkte auch automatisch die höchste Bewertungen erhalten. Auch die Entfernung zu Start und Ziel und die Anbindung an die nächsten Kontrollpunkte sind Faktoren bei der Punktevergabe. Jeder Kontrollpunkt ist wiederum mit einem Hinweisschild markiert, dem ein jeweils andersfarbiger Filzstift anhängt. Mit der Unterschrift auf der eigenen Kontrollkarte dokumentiert der Teilnehmer, den Punkt auch wirklich angefahren zu haben.

In diesem Jahr gab es dazu noch eine weitere Schwierigkeit zu bewältigen. Pünktlich zum Start öffnete Petrus die Schleusen und aus eher harmlosen Auffahrten werden schwierige Anstiege, die so manchen aus dem Sattel zwingen. Gerade an den Kontrollpunkten, die über 1.500 Metern Höhe liegen, verschluckt dazu dichter Nebel die Wege.

Nach zwei sehr anstrengenden Fahrtagen sind alle wieder froh, heil ins Ziel gekommen zu sein. Wie in vergangenen Jahren auch, erwartet jeden Finisher die „Merenda“, das große Zielbüffet, für das alleine es sich lohnt, bei der Rallye zu starten.

Die Sieger der Rallye 2008 hatten mit 27 von 60 angefahrenen Punkten deutlich die Nase vorn in der Soloklasse. Held des Abend war jedoch German Frei auf seiner BMW R100GS, der mit seiner Sozia Petra Sedler 26 Punkte anfuhr und damit überlegen die Soziusklasse gewann. Von allen Startern wäre er auf Gesamtrang drei gekommen.

Dass sich bei der Rallye niemand ernsthaft verletzte, freute nicht nur den Veranstalter, der hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder in die Berge einlädt.

Von Timo Rokitta. Bilder: Timo Rokitta/Wolf Marik




 
 


   
 
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