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Kapstadt, Camps Bay














Ein Quentchen Sicherheit für unterwegs
Klaus Därr zeigt anhand eines Beispieles, wie nützlich ein Satellitentelefon auf Reisen sein kann


buero de desert


Bereits wenige Monate nach Abfahrt zur fünfjährigen Weltreise war unser
Thuraya Satellitentelefon für den weiteren Verlauf und unsere Sicherheit von wesentlicher Bedeutung.
Bis in den Tschad hatten wir, von Deutschland über Nord- und West-Afrika kommend, unseren Weg in Richtung Südafrika ohne wesentliche Grenz- und Sicherheitsprobleme geschafft. Dann gerät die Tour im Tschad ins Stocken. Wir bekommen kein Visum für den Sudan, weil im Winter 2003 im West-Sudan gerade ein Überfall von Rebellen auf den Militärflughafen von El Fasher den heraufziehenden Krieg erahnen ließ. Das Dumme ist aber, dass die riesigen Länder Sudan und Kongo eine Barriere durch ganz Afrika vom Atlantik bis zum Indischen Ozean bilden. Beide Länder sind gefährlich, eines müssen wir durchqueren um vom nördlichen Teil in den südlicheren Teil des Kontinents zu gelangen.

im sudan
Mit sudanesischem Polizeischutz im Rebellengebiet West-Sudan

Wir versuchen in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad alles um trotz Visa-Sperre eine Reisegenehmigung zu bekommen, aber selbst die aktive Unterstützung der Deutschen Botschaft bringt uns nicht weiter. Parallel dazu hatten wir einen alten Freund in Khartoum über unsere Satelliten-Email-Verbindung angemailt und um Unterstützung gebeten, aber auch er kommt nicht voran. Nach zwei Wochen Wartezeit geben wir auf und fahren in Richtung Süden ab, um nun doch den Weg durch den Kongo zu suchen. Nur hundert Kilometer weiter, am abendlichen Camp im Busch baue ich wieder mein Thuraya Satellitentelefon auf, das mit dem Notebook verbunden ist, rufe meine E-Mails ab und siehe da Ahmed aus Khartoum hatte Erfolg, unsere Visa seien mit „Diplomatic Bag“ aus Khartoum mit Sudan Airways auf dem Weg. Wir kehren um und haben nach wenigen Tagen die Visa im Pass. Also ab nach Osten zur Grenze zum Sudan.

kamelreiter
Kamelreiter im West-Sudan

Die Abfertigung ist gewohnt langwierig, aber korrekt. In dem großen Buch, in dem die Ausländer eingetragen werden, finden wir als letzte Eintragungen vor sechs Wochen einen Dänen mit Motorrad und einen Engländer mit Defender. In El Geneina, der ersten Stadt nach der Grenze, hält uns ein relativ hellhäutiger, freundlicher Offizier mit Militär-Geländewagen auf und fragt wo wir hin möchten. Wir antworten leicht verunsichert, dass wir über El Fasher nach Khartum unterwegs sind. Er wiegt den Kopf und gibt uns eindringlich vier Anweisungen: 1. Die südliche Route über Nyala wählen, 2. zügig fahren, 3. nicht anhalten und 4. nur in Militärstützpunkten übernachten. Das werden wir zu unserer Sicherheit natürlich gerne beherzigen und fahren über Zalingei in die Marra-Berge in Richtung Nyala.

Gegen Nachmittag zieht mitten in dem Wüstengebirge ein Gewitter auf. Die Piste wird immer glitschiger. Der Tag neigt sich dem Ende zu, wir werden es unmöglich schaffen die Garnison in Nyala zu erreichen, ohne auf der Piste unser Leben zu riskieren. Wir müssten auf schmieriger Bergpiste steile Auf- und Abfahrten bewältigen und frisch geflutete Wadis zu durchqueren. Das geht nicht, wir müssen hier mitten im Rebellengebiet übernachten und einen Platz finden, den es für unser 3,5m hohes Fahrzeug nicht gibt: Verborgen vor möglicherweise vorbeifahrenden Rebellen, sicher vor Blitzschlag, einigermaßen ebener Rückweg zur Piste und sicher vor Flutung des Standplatzes.

Unser Fahrzeug ist unübersehbar, so dass der Dorfchef des nahegelegenen Dorfes kommt, um zu fragen, ob wir nicht in die Ansiedelung kommen möchten. Wir wissen nicht ob das sicherer ist, wissen aber dass uns dann die Kinder keine Ruhe lassen, also bleiben wir wo wir sind. Für den Fall, dass etwas passieren sollte, nehme ich mit der Navigationsfunktion meines Thuraya Satellitentelefons die GPS-Koordinaten. Dann rufe ich eine zuverlässige Vertrauensperson in München an, gebe die Position durch, beschreibe unsere Situation und mache aus, dass sie beim Krisenstab des Auswärtigen Amtes Meldung machen soll, wenn ich mich nicht bis 12 Uhr des nächsten Tages melde.

Die Nacht bleibt ruhig, kein Fahrzeug, kein Mensch, kein Problem. Die Piste ist wieder trocken und der Wasserstand des nahen Flusses soweit abgesunken, dass wir passieren können. Ich gebe per Satellitentelefon die aktuelle Situation durch und vereinbare, dass ich mich nun täglich melde bis das Krisengebiet durchquert ist. Nach weiteren zwei Tagen Fahrt und weiteren Warnungen des Militärs haben wir den Darfur durchquert. Ich kann endgültig Entwarnung geben. In Khartoum tauchen wir bei der Deutschen Botschaft auf, denn wir brauchen ein Empfehlungsschreiben zur Erlangung des Visums für Äthiopien. Als wir erwähnen wo wir herkommen werden wir sofort ins Büro zu einem Bier im staubtrockenen Sudan eingeladen, um zu berichten. Deutsche Entwicklungshelfer durften aus Sicherheitsgründen schon seit vielen Wochen nicht mehr zu ihren Projekten in den West-Sudan.

Impressionen:

wir transportieren alles

ein platz findet sich immer

Schlucht "Guelta D'Archei" im Ennedi- Gebirge
Schlucht "Guelta D'Archei" im Ennedi- Gebirge

teinbogen Orida / N - Niger
Steinbogen Orida im Niger

Text und Fotos: Klaus Därr

Tschad/Sudan

Größere Kartenansicht und Fotos inklusive unterhaltsamer Diashows/Videos aus der Region. Um zu den Videos zu gelangen einfach auf eines der Fotos unter "Erkunden Sie dieses Gebiet" klicken.

info

ALLGEMEINE Kurzinfos Sudan und Tschad.

REISEZEIT + KLIMA Beste Reisezeit für den Sudan sind die Monate von September bis April. Hohe Temperaturen und Sommerregen besonders im Süden kennzeichnen das tropische Klima des Sudan. In der Regenzeit von April bis November verteilen sich die Niederschlagsmengen von 1.500 mm im Süden auf weniger als 100 mm im Norden. Die mittleren Monatstemperaturen liegen zwischen 24 °C und 32 °C.[4] Dabei können die Temperaturen aufgrund des Wüstenklimas im Norden 41 °C am Tag und 4 °C in der Nacht erreichen. (Quelle: Wikipedia) Mit anderen Worten: Im Norden ist die "Regenzeit" in der Regel kein Reisehindernis.

Im weitaus größte Teil des Tschad herrscht Wüstenklima mit extremer Trockenheit und hohen Temperaturschwankungen. Im südlichen Tschad dagegen ist das Klima eher tropische mit einer Regenzeit so zwischen Mai und Oktober. Als beste Reisezeit gelten die kühlen Jahreszeit von November bis Januar. Zur Regenzeit ist Reisen in den betroffenen Regionen praktisch nicht möglich.
literatur

INFOS + KARTEN + SICHERHEIT

Reiseführer soweit noch erhältlich: Durch Afrika, Band 1, ISBN: 978-3-8317-1101-7, 25.00 EUR.
karteLandkarten Sudan: Sudan (1:1.800.000), ISBN: 978-3-8317-7200-1, 8.90 EUR. Format: ca. 70x100 cm, 2-seitig, Material: PolyArt (reiß- und wasserfest, beschreibbar), russische Militärkaten Maßstab 1:500.000
Landkarten Tchad: russische Militärkaten Maßstab 1:500.000 und 1:200.000. Die Karten sind mehrfarbig und verfügen über ein Koordinatennetz mit Längen-/Breiten- sowie am Kartenrand angerissenen Gauss-Krüger-Koordinaten. Damit sind die Blätter ideal für Benutzer von GPS-Navigationsgeräten. Allerdings sind die Karten in kyrillischen Buchstaben beschriftet.
Als Übersichtskarten: Michelin Karte, Blatt 741: Nordwest-Afrika (1:4.000.000) und Michelin Karte, Blatt 745: Nordost-Afrika (1:4.000.000) für je 7,50 Euro.

Aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts für Sudan und Tschad.