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MTB Tour Südpfalz
Berge, Bunker und Burgen

Es ist einer der ersten Frühlingstage in der Südpfalz. Wir beschließen deshalb, heute eines der wohl schönsten Reviere für Mountainbiker unter die Stollen zu nehmen. Hier, nahe der französischen Gegend bietet die Landschaft alles was zum genüsslichen Biken gehört.

Unser Startpunkt liegt in der Rheinebene und beschert uns so am frühen Morgen gleich wohlige Temperaturen. Wir rollen uns locker ein und erreichen nach 20 Kilometer den Kurort Bad Bergzabern. Vom hübschen Kurpark aus geht es nun gleich steil hoch in die Weinberge. Wir folgen dabei dem Hinweisschild, das uns auf den Weinwanderweg entlang der Deutschen Weinstrasse führt. Rechts von uns liegt die flache Rheinebene und im Hintergrund sehen wir die noch schneebedeckten Berge des nördlichen Schwarzwaldes. Links von uns erheben sich die Gipfel des Pfälzerwaldes.

Unser Weg verläuft teilweise durch alte malerische Orte mit kleinen herausgeputzten Fachwerkshäusern. In Rechtenbach, dort wo das Weintor auf den Anfang der Deutschen Weinstrasse hinweist geht es an einem kleinen Weiher in den Wald. Anfangs noch asphaltiert führt der Weg an einem kleinen Bach entlang. An einer Wegkreuzung halten wir uns links und folgen ab nun der Markierung mit dem gelben Punkt. Nach wenigen Metern wird der breite Waldweg zu einem schmalen Singletrail, der mit Wurzeln und Steinen gespickt ist.

Erst an der nächsten Anhöhe kommen wir wieder zum Luftholen und können uns etwas von dem Anstieg erholen. An einer Lichtung liegen ein paar Baumstämme herum, was wir als willkommen Einladung zu einer kleinen Rast nutzen. Wie gut doch ein Brötchen mit Pfälzer Leberwurst schmecken kann.



Im Hintergrund erkennen wir schon die Mauern der Ruine Guttenberg, die hoch auf einem Felsplateau liegt. Der Aufstieg ist so steil, dass wir nur hochschieben können. Oben genießen wir die tolle Aussicht über den Pfälzer Wald.

Erstmals erwähnt wird die Burg 1150 als staufische Reichsburg. Als Ministeriale wird Landolf von Gudenburg genannt. Ab 1317 gelangt die Burg zur Hälfte als Lehen an die Grafen von Leiningen, während die andere Hälfte wenig später an die Kurpfalz fällt. Bei der pfälzischen Teilung von 1410 wurde die Burg Herzog Stephan zugeschlagen. Die Leininger verlieren 1463 ihren Besitzanteil, der über die Hanau-Lichtensteiner an Pfalz-Zweibrücken gelangt. 1525 wird Burg Guttenberg im Bauernkrieg vom lothringischen Bauernhaufen zerstört. Die Ruine wird nicht wieder aufgebaut, das zugehörige Amt wird nach Dörrenbach verlegt. Pfalz-Zweibrücken erhält 1559 mit dem Erlöschen der Heidelberger Linie auch die andere Hälfte der Herrschaft Guttenberg mit dem zugehörigen Teil der Burg. Nach den Vereinbarungen des Zweiten Pariser Friedens fällt die Burg 1815 an Bayern. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Ruine Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz, stand aber von 1949 bis 1986 unter französischer Verwaltung.

Nach der rasanten Abfahrt rollen wir zum Parkplatz „Drei Eichen“ weiter. Von hier aus nehmen wir die kleine Asphaltstraße hoch zur „Hohen Dersch“ mit ihren 561 Metern. Der schönste Teil unserer Tour folgt jetzt. Wir folgen der gelb-grünen Markierung und stürzen und regelrecht zu Tal. Schmal und wieder mit einigen Hindernissen gespickt geht es zügig bergab.

Als wir wieder am Parkplatz „Drei Eichen“ sind, schlagen wir uns auf den Weg mit dem weißen Balken und dem schwarzen Punkt. Nach 500 Metern erkennen wir auf der linken Seite alte gesprengte Betonbauten, auf die wir noch ein weiteres mal stoßen werden. Hierbei handelt es sich um Bunker des Westwalls.  Dies war eine Befestigungsstreifen, den das Dritte Reich im letzten Krieg verbauen ließ und hier „Siegfriedslinie“ genannt wurde.

Bei Dörrenbach erreichen wir die Wallfahrtskirche „Unsere liebe Frau vom Kolmerberg“, die zu den bekanntesten und beliebtesten Wallfahrtskirchen der südlichen Pfalz gehört und in ihrer frühen Geschichte auch eine Einsiedelei war. Es gab einen hölzernen Vorgängerbau. Der steinerne Folgebau entstand zwischen 1285 und 1320. Eine urkundliche Erwähnung ist erstmals für 1470 aufgeführt. Die Kirche wurde wiederholt zerstört, wieder auf- und ausgebaut. Besonders erwähnenswert ist die Vesperglocke. Sie hat als einzige alle Kriege überlebt und ist nach einer Begutachtung während der Erneuerung des Geläutes nach Kriegsende geschätzte 750 Jahre alt, demnach der Pfalz älteste Glocke. Sie soll zu Friedrich I. Rotbarts Tod geläutet haben und somit die erste Glocke der Kirche sein.

Nach einigen schnellen Bergabpassagen erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt, den Kurpark in Bad Bergzabern. Als Nachhauseweg wählen wir eine Route durch Weinorte wie Gleiszellen und Klingenmünster.

Fotos und Text: Timo Rokitta


Das Gebiet aus Sicht von Google Earth:















 
 
   
 
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