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Australien 2                                      <<       >>

ALLGEMEINES

Landschaft(en)

Ich war nun im anderen Australien unterwegs. Mit Sydney habe ich die letzte Station in Australien erreicht, bevor es weitergeht nach Südamerika. Der Gegensatz zum Outback könnte nicht größer sein. Aus der Wüste und wüstenähnlichen Gegenden in die grüne Welt der Süd- und Ostküste mit abwechslungsreicher, häufig hügeliger bis bergiger Landschaft mit gelegentlichen Blicken aufs weite Meer: so wenig ich die Erfahrung des Outback missen möchte, so wenig würde ich auf diesen Abschnitt verzichten. Regenwald in Naturparks wechselt mit landwirtschaftlichen Bereichen, man ist oft in Landschaften unterwegs, die man mit unseren Mittelgebirgen, manchmal auch mit dem Appennin vergleichen kann. Dazu dann die Küstenabschnitte, die mit ihren Steilküsten und Buchten beeindruckende und bizarre Bilder liefern.

Wege, Straßen und Verkehr

Die Straßen sind auch hier ausnahmslos in ausgezeichnetem Zustand, nur fährt man halt meist nicht geradeaus, wie im Outback, sondern abwechslungsreich bergauf, bergab mit viel Kurvenkurbelei, insgesamt habe ich in Australien über 6.500 km zurückgelegt. Die Verkehrsdichte ist zwar deutlich höher als im Zentrum, aber nur in Großstadtnähe wirklich oft hoch, sonst, bei den ländlichen Abschnitten, war ich überrascht, wie häufig ich alleine unterwegs war. Da ich meine Reisegeschwindigkeit zwischen 80 und 100 km/h auch hier beibehalten habe, wurde ich, im Gegensatz zu Asien, wo ich meist der Schnellere war, regelmäßig überholt, wobei allerdings auffiel, wie diszipliniert und rücksichtsvoll hier gefahren wird. Drängelei ist so gut wie unbekannt, obwohl meistens nur alle 5 - 10 km eine Überholspur zur Verfügung steht, eine doppelte, durchgezogene Mittellinie das Überholen dazwischen aber ausschliesßt.

Häufig gesehene Verkehrsschilder:

"Drowsy Drivers Die"
"Fatigue is only healed by sleep"
"Lack of Concentration: Pause" - und es gibt wirklich viele Pausenplätze, auf die immer wieder hingewiesen wird.

Tier und Mensch

Zu diesem Punkt fällt mir eigentlich nur ein, dass ich kaum überfahrene Tiere gesehen habe, was mir auch ganz lieb war. Naja, auch dieses: der Anteil der Schafe und Ziegen auf den Weiden ist bedeutend geringer, als zuvor, weit überwiegend sind es Rinder, die man sieht, wobei die schwarzen und braunen Angus-Rinder hervorstechen aus der Masse der gescheckten oder hellen, wie man sie auch bei uns sieht. Auch auffällig: es gibt sehr viele Pferde hier, es sieht so aus, als hätte jeder Landwirt mindestens 2, 3 davon auf der Weide.

An die Begrüßungsformen muss man sich gewöhnen, auch was die Aussprache anbelangt:
- Heidu = How do You do
- Haja = How are You
- Doin = How are You doing
und das ganze häufig verbunden mit einer eigenartigen Kopfbewegung. Es gilt als sehr unhöflich, auf diese Grüße nicht zu antworten.

Die Preise sind auch hier verkaufsfördernd z.B. mit 17,99 ausgewiesen, beim Bezahlen wird aber aufgerundet auf 18,00 AUD. In den meisten Gaststätten, Bars, Bistro's etc. muss man bei der Bestellung bezahlen.

In Sydney ist der Caravan-Park, also der Campingplatz, gegenüber von Friedhof und Krematorium. Die meisten der australischen Camper sind ältere Semester.

Umwelt

Was die Umwelt betrifft, fällt mir auf, dass immer und überall die Hinweise zu finden sind "Don't litter!", also: schmeiß Deinen Abfall nicht in die Gegend!

Persönliches

Da ich bei meiner Fahrerei, wenn nicht gerade Kurvenspass angesagt ist, genügend Zeit habe, um meinen Gedanken nachzuhängen, wird mir gelegentlich die alte Weisheit bewusst: heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Dies trägt ganz entschieden dazu bei, dass ich versuche, diesen Tag ganz besonders zu genießen.

Ich werde immer wieder gefragt, ob ich denn Heimweh hätte. Antwort: nein! Natürlich denke ich oft an zuhause, so mancher Traum spielt sich dort ab und ich freue mich schon heute darauf, irgendwann im nächsten Jahr wieder dort einzulaufen, vorläufig aber versuche ich, jeden Reisetag nach Herzenslust zu genießen und soviel Eindrücke wie irgend möglich zu sammeln. Manchmal sind Tage dazwischen, in denen ich nichts weiter brauche als Ruhe und Entspannung, warum auch nicht: es gibt nur einen Menschen, der mich unter Druck setzen kann - und das bin ich selbst.

Ein äußerst unangenehmer Tatbestand allerdings gibt mir erheblichen Druck: seit meiner Reisevorbereitung, bei der schon klar war, dass Australien wohl das teuerste Pflaster außerhalb Europas für mich sein würde, haben sich hier, bedingt durch die Ölpreise, die Kosten ganz erheblich gesteigert, was nicht nur fürs Benzin gilt, sondern auch für Lebensmittel, Übernachtungen auf den Campingplätzen usw. Ein Beispiel: hier in Sydney ist in meinem Reiseführer der Preis für einen Zeltplatz mit 22 australischen Dollar ausgewiesen (der Führer ist die neueste Ausgabe), tatsächlich muss ich aber 30 Dollar blechen! Faktum ist, dass ich hier jeden Tag, insbesondere an den Fahrtagen, meinen Etat erheblich überschreite. Ich zehre also von der Substanz.

Zusätzlich musste ich Sonderausgaben in Kauf nehmen, einerseits, um meine Ausrüstung zu erneuern (beispielsweise eine neue Therm-a-Rest-Matte, weil die alte in Indien unrettbar beschädigt wurde), andererseits, weil wieder einige technische Probleme zu beseitigen waren, was bei den hiesigen Preisen weitere tiefe Löcher in den Beutel gerissen hat. Einzig erfreulich dabei: im Moment muss ich mit keinerlei Ärgernissen kämpfen, sogar der Tacho tut seit Melbourne wieder seine Arbeit.

Ganz zum Schluss: Einspruch!! Ich musste meine Batterie in Sydney erneuern lassen, ausserdem war, wieder einmal, ein neues Kupplungsseil fällig (die indonesischen Ersatzzüge waren halt doch den Belastungen nicht gewachsen, auch das in Darwin eingezogene BMW-Seil hatte in Melbourne seinen Dienst aufgegeben und wurde wieder durch einen aus Indonesien mitgebrachten Ersatz ausgetauscht).

Konsequenz: Ich verlasse Australien und diese Hemisphäre, allerdings auch bedingt durch die unangenehmen Temperaturen (nachts häufig um die null Grad, bei Bewölkung auch tagsüber unter 10 Grad), ohne, wie eigentlich geplant, Tasmanien und Neuseeland zu besuchen. Ich muss schlicht die dabei anfallenden Kosten vermeiden.

Die Tage in Adelaide

Adelaide war eine Station zum Durchatmen, Verarbeiten der ersten Etappe und Erledigen einiger technischer Notwendigkeiten. Ich hatte mich einquartiert im Westen der City, in einem guten Caravan-Park an der Küste zum grossen Ozean, hinter einigen Sanddünen. Die erste Nacht war recht unruhig, der Wind hat am Zelt gezerrt, die Erlebnisse der Durchquerung des Kontinents haben nachgewirkt, ich war zwischen 1/2 4 und 5 Uhr hellwach im Zelt gesessen und habe Tagebuch geführt, die famose Petzl-Stirnlampe macht's möglich. Auch wenn die Sitzhaltung etwas unbequem ist. Ich bin ziemlich aufgekratzt.

In dieser Stimmung hatte ich beschlossen, Tasmanien zu besuchen, mit der Fähre von Melbourne aus kein Problem - die Temperaturen und die Kosten haben mich dann aber in Melbourne veranlasst, den Plan aufzugeben, schade! Am Morgen hatte ich Kopfschmerzen, die den ganzen Tag über auch nicht vergehen wollten, trotz Aspirin. Ich bin trotzdem mit dem Bus in die Stadt gefahren, es war ein kalter und regnerischer Tag. Nach einem kleinen Bummel in der nicht sehr weitläufigen City habe ich dann die Art-Gallery of South Australia besucht.

  • australische Abteilung: britischer Standard + etwas Aboriginal-Kunst,
    darunter zwei Werke von Albert Namatjira,
  • europäische Abteilung: Eine grössere Reihe von Rodin-Skulpturen,
    die mir gefallen haben, aber insgesamt, vielleicht Kopfweh-bedingt,
    war ich wenig beeindruckt.

Rückfahrt wieder mit Bus, zuhause wieder einmal Brotzeit mit Bier, etwas Wein und Salami, Käse, Schinken, am Vortag bei der Anreise gekauft. Dann schöne warme Dusche, danach mit Stirnlampe im Zelt, Notizen, etwas lesen. Am nächsten Tag, Samstag, wieder mit Bus, diesmal nach Glenelg, einem Vorort, der für sich in Anspruch nimmt, die Keimzelle von Adelaide zu sein, weil hier die ersten (freien) Siedler in diesem Landstrich gelandet sind. Eine originalgetreue Nachbildung des Segelschiffs ist in Hafennähe aufgestellt.

Ich habe dort den ersten Australien-Bericht begonnen, mittags eine Pizza, abends wieder zurück zum Zelt. Same procedure as everyday: Brotzeit. Diesmal im überdachten und windgeschützten Küchenbau. Australische Nachbarn laden mich zum Kaffee ein, ein weitgereister Bruder, in Adelaide wohnhaft, ist auch da, ein interessanter Mann, der vor allem Nord- und Südamerika gut kennt. Es war schnell klar, dass er gekommen war, um diesen komischen Motorradler kennenzulernen.

Um meinen ersten Australien-Bericht weiter zu bearbeiten, war ich wieder zeitig am nächsten Vormittag nach Glenelg gefahren - nur um festzustellen, dass am Sonntag der Internet-Shop erst um 12.00 Uhr aufmacht. Also Hafen-Strand-Spaziergang bei Regenschauern. Mein Arbeitsprogramm habe ich natürlich nicht geschafft, am Abend fehlen noch die letzten 20%. Aber: dank der freien Öffnungszeiten der Läden habe ich vor der Rückfahrt zum Campingplatz noch mein Abendessen eingekauft: zwei große Schweinekoteletts, zwei gelbe Rüben, eine rote Paprika, etwas Brokkoli. gemütliches Gebrutzel im Küchenbereich, Gemüse gedünstet, ein feines Abendessen. Wieder Kaffe von den Nachbarn, nette Unterhaltung.

Sch...-Wetter: regnerisch, kalt, starker Wind, Zelt aus dem direkten Wind gedreht, Heringe eingeschlagen. Das besondere Ereignis: vom Küchenbereich konnte ich sehen, dass ein sehr wohlbeleibtes Paar um Motorrad und Zelt schlich, sichtlich unschlüssig, was zu tun. Also bin ich raus: unmittelbare Nachbarn des Platzes, Motorradler, die im Vorbeifahren meine Maschine entdeckt hatten. Daraus hat sich einerseits ergeben, dass ich für den nächsten Abend zu einem vorzüglichen Abendessen eingeladen wurde, andererseits eine Adresse bekam, wo am nächsten Tag innerhalb von zwei Stunden der kaputte Reissverschluss meines Zelteingangs erneuert wurde und zudem die bei dem Beinahe-Unfall auf Java demolierten Tanktaschen repariert wurden. Es war ein kleiner Hinterhof-Laden, von außen nicht erkennbar, aber der Mann war im besten Sinne des Wortes ein ausgezeichneter Handwerker. Bei dem Abendessen war auch Oma zugegen, geborene Italienerin, sprach besser italienisch als englisch, die typische italienische Mammi, was für mich die Figur der Tochter etwas verständlicher machte.

Der nächste Tag war eigentlich ein angenehmer, fast warmer Tag, ich hatte meinen ersten Australien-Bericht fertig und abgeschickt, Bratwürste fürs Abendessen gekauft, ringsrum alles zum Genießen, bis - ja, bis die Nachrichten von dem Tsunami-Debakel in Pangandaran auf Java zu mir gedrungen sind: ich war entsetzt! Wenige Wochen zuvor war ich dort am Strand gestanden und hatte mir überlegt, welches entsetzliche Unglück eine Tsunamiwelle hier ausrichten würde - und nun war es passiert. Ich darf mir immer noch nicht lebhaft vorstellen, wie es heute dort, wo ich so schöne Tage verbracht habe, aussieht!

Nächster Tag: mit dem Motorrad zu BMW, Vergaser-Einstellung, die in Darwin nur sehr mäßig bewerkstelligt wurde, korrigieren. Gute Arbeit, Freundschaftspreis: nur 32 AUD (australische Dollar)! Danach Reifenwechsel Hinterrad in einer anderen Werkstatt: fast 200 AUD. Dann zu KTM, wegen des Tachoproblems. Was sich schon in Darwin gezeigt hatte und in Melbourne wiederholen sollte: noch weniger Interesse, einem Durchreisenden zu helfen, wenigstens (angesichts eines offiziellen KTM-Teils, dessen Teile-Nummer ich nennen konnte) ein wenig Service zu geben, habe ich noch nie erlebt. Man hat mich in allen drei Städten einfach ganz kalt abgewiesen, in Melbourne sogar angesichts der Tatsache, dass mich dort ein stadtbekannter Werkstatt-Besitzer und Rennfahrer tatkräftig unterstützt hat - er hat das KTM-Teil dann dort abgeholt und fachmännisch, ohne KTM-Hilfestellung, den Austausch an meiner Maschine vorgenommen! Bis zu diesem Moment konnte ich mir eine solche Verhaltensweise einfach nicht vorstellen!

Weiterfahrt nach Hahndorf. Hahndorf, es geht aus dem Namen hervor, ist eine Gründung deutscher Siedler, der Ort ist nach dem Kapitän des Schiffes benannt, der die Siedler dorthin gebracht hat. Das Nest lebt recht gut von den Touristen, die dem guten deutschen Ruf ihre Referenz erweisen. Für mich war es ein erfreulicher Aufenthalt, weil ich Erdinger Weissbier trinken konnte - denkste: es war dann Franziskaner. Die Bedienung in typischer bayerischer Tracht. So ein bisschen Oberammergau-Feeling. Die Bratwurst, die ausgelobt war, habe ich fotografiert, so eine Art Hotdog, aber mit Senf. Ich hab' mir dann noch eine Tüte Pralinen gegönnt, für die Hahndorf berühmt ist.

Der Start morgens in Adelaide war recht frostig: Eis auf Zelt, Motorrad und Rasen, dementsprechend auch die Fahrt nach Hahndorf, glücklicherweise nur ca. eine Stunde lang. Die Landschaft um Hahndorf ist sehr hübsch, hügelig, man kann sich dort wohlfühlen, das Wohgefühl war allerdings durch die erneut sehr kalte Nacht etwas eingeschränkt.

Weiterfahrt nach Mt. Gambier. Wegen der Temperaturen war ich erst recht spät aus dem Zelt gekrochen, dafür aber rekordverdächtig schnell reisebereit. Es waren 431 km zu fahren, was aber recht zügig erledigt war, weil wenig Verkehr und wenig Behinderungen. Erstmals hatte ich meine Regenjacke angezogen, um zusätzlichen Kälteschutz zu haben - war eine gute Idee. Die Fahrt geht durch schönes Hügelland, irgendwann allerdings wird's wieder flach, eher wellig. Es geht durch Farmland, manchmal irgendwie Lüneburger Heide, mit Tümpeln, Teichen, Seen, vermutlich alles Salzwasser. Auf ca. 100 km habe ich, einige tausend Rinder, aber hunderttausende von Schafen gesehen. Mein Reiseziel ist ein Vulkankrater mit mehreren Kraterseen, mitten in einer ansonsten eher flachen Landschaft. Sehr eindrucksvoll. Der letzte Ausbruch war vor ca. 4600 Jahren. Der größere der Kraterseen ist berühmt für seine blaue Farbe, die er in der Sommerzeit annimmt.

Am nächsten Tag die Weiterfahrt nach Warrnambool. Gegen morgen Regentropfen, die mich nicht beeindruckt haben. Ich bin wieder lange im Zelt geblieben, war dann aber wieder (ohne Regen) sehr schnell auf der Straße. Bis Portland eine tolle Fahrt durch eine schwäbische Landschaft: wellig bis hügelig, große, ausgedehnte Wälder, viel grün, Farmlandschaft, Rinder, die Straße rauf, runter, links, rechts, schönes Fahren. Auch danach war es eine interessante Landschaft, oft an der Küste entlang mit weiten Blicken aufs große Meer.

Wieder war es ein Reisetag, an dem ich viele tote Känguruhs gesehen habe, auch einige andere Tiere, die ich aber nicht identifizieren konnte. Warrnambool habe ich angesteuert, weil man dort Wale beobachten kann: die Walmütter kommen dort regelmäßig jedes Jahr, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und dort die ersten Lektionen zu erteilen. Dieses Jahr waren es zwei Mütter, die sich, zwar gut sichtbar, aber doch recht weit draußen auf dem Meer zeigten. Gegen Abend wurde es wieder richtig kalt, es war etwas regnerisch, weshalb ich meine persönliche Sitzgruppe unter einem kleinen Überdach postieren musste für die übliche Brotzeit und das Festhalten der Notizen zum Tag. Ab 17.30 Uhr war es stockdunkel.

Am 24.7. in Anglesea. Gestern hatte ich einfach keine Lust, weiterzufahren, ein vergammelter Tag. Heute war der Auftrieb nicht viel besser, trotzdem bin ich um ca. 7.15 Uhr raus, um 8.45 Uhr war Abfahrt. Wie ich schon geschrieben habe: ich fahre durch das andere Australien. Mein neuer Reiseabschnitt heißt Great Ocean Road und führt in den meisten Abschnitten an der Süd- und Südost-Küste am Meer entlang Richtung Melbourne. Es ist wieder ein kalter, regnerischer Reisetag, zunächst durch flaches Farmland, etwas unlogisch im Zick-Zack, dann am Meer entlang durch zunehmend welliges, dann hügeliges Land am Meer entlang, eine großartige Landschaft, Steilküste, Sandstein mit den entsprechenden Auswaschungen, auch fahrerisch interessant, beanspruchend.

Allmählich geht es über in Mittelgebirge, Berge manchmal deutlich über tausend Meter (ab Meereshöhe!), viel Wald, Regenwald, dazwischen immer wieder Farmland, als Einsprengsel, weil mittlerweile die meisten Abschnitte Nationalpark sind. In den Otways habe ich das alte Lighthouse (Leuchtturm), mit den zugehörigen Gebäuden besichtigt, um dann über die tolle Küstenstraße über Apollo Bay nach Anglesea zu fahren. Langsam stellt sich wieder die Sicherheit in den Kurven ein. Den Rest des Tages verbringe ich, inclusive Brotzeit, dick vermummt, weil es keinen Aufenthaltsraum gibt. Trotzdem: je länger der Tag gedauert hat, desto besser habe ich mich gefühlt.

Noch einige Notizen zu den Stationen an der Great Ocean Route:

  • Ein Musterbeispiel, wie eine Bucht entsteht: das Meer wäscht Korn für Korn den Sandstein aus, es entstehen Durchbrüche, irgendwann bricht wieder ein Stück der Steilküste ab.
  • An diesem Küstenabschnitt sind hunderte von Schiffen gestrandet, untergegangen, an einer Stelle haben grade mal 2 Menschen überlebt.
  • von den berühmten 12 Aposteln sind nur sieben übrig, es ist zweifelhaft, dass es tatsächlich mal zwölf waren, auf jeden Fall ein interessantes und beeindruckendes Stück Küste.


Weiter nach Osten ändert sich die geologische Struktur, die Küste ist nicht so verwitterungsabhängig, also widerstandsfähiger. Fahrerisch ist es, als würde man durch den Harz fahren, mit gelegentlichen Ausblicken auf die Nordsee. Das Meer zeigt eine leichte Dünung, am Ufer also nur eine leichte Brandung, auch am Campingplatz. Die Great Ocean Road ist beendet, ein grossartiges Erlebnis. In den Otways habe ich, ein weiteres Mal, intensiv nach Koalas Ausschau gehalten: vergebens. Vielleicht Jahreszeit bedingt.

Nächster Tag, noch in Anglesea: Mein letzter Tag des ersten Reisejahrs!

Ich habe mich pudelwohl gefühlt im Zelt und, nachdem es draußen wieder kühl und feucht war, beschlossen, das Jahr in Ruhe hier abzuschließen. Der Ruhetag hat mir richtig gut getan! Spät aus dem Zelt, Spaziergang am Strand, Einkauf, Essen kochen (Bratkartoffeln m. Zwiebeln und Würstchen-Stücken, Gemüse aus Gelben Rüben, Paprika, Lauch-Zwiebeln, grüner Spargel, Stangenbohnen, gelbe Australien-Frucht), alles stark gewürzt, lecker, mit Bier abgerundet. Danach Nachmittagsschlaf, zu Fuß durch den Ort, im Zelt wieder mit Stirnlampe Notizen und Vorbereitung auf Melbourne.

Donnerstag, 26.7.2006, der erste Tag des zweiten Jahrs auf Achse. Zur Feier des Tages verschlafen, erst um 8.00 Uhr raus, Petrus gab seinen Segen dazu: es fing mit dem Aufstehen an zu regnen. Auf halber Strecke nach Melbourne (kurz, nur ca. 120 km) klarte es auf, linkerhand war ein Vulkan zu sehen, lange erloschen, flaches Land. In Melbourne sofort zum Visitor Center. Die 3-Millionen-Stadt hat eine bemerkenswert kleine City, nur einen kleinen Cluster von Hochhäusern, alles weitere rundum Vorstädte mit wenigen mehrstöckigen Häusern.

Mein Ziel war wieder ein Caravan-Park, 10 km ausserhalb des Zentrums. Auf der Fahrt dorthin, es geht ziemlich gerade nach Norden, kommt plötzlich, an einer Ampel, ein Motorradler neben mich und schreit im breitesten Niederbayerisch: "Ja wo fahrst denn Du mit Deinem Haushaltsgraffel hin? Fahrst sicher zum Camping!", holt eine Visitenkarte aus der Jacke: "Des is mei Kartn, bist grad an meim Laden vorbeigfahr'n, bsuach mi heut abend, nach sechse, i hab da a Kneipe!"

Die Einladung habe ich natürlich angenommen, ein weiteres unvergessliches Erlebnis! Mit einer Ausnahme habe ich alle Abende in Melbourne dort verbracht, eine Menge Leute kennengelernt, viel Deutsche. Michael Lorenzen, so heißt der Mann, betreibt seit ca. 10 Jahren eine Kneipe für Motorradler, hat einige Motorrad-Oldtimmer dort stehen, echte Prunkstücke, unter anderem eine Vorkriegs-Indian aus dem Nachlass (zertifiziert!) von Steve McQueen. Michael stammt aus Landshut, hat viel von der Welt gesehen, gute Positionen bei internationalen Hotels bekleidet und ist jetzt halt sein eigener Herr in Melbourne.

Ich bin ihm großen Dank schuldig, weil er mir selbstlos und tatkräftig geholfen hat, meine restlichen technischen Probleme, unter anderem die Reparatur des Tachos, zu lösen. Er ist zwar gelernter Koch und studierter Betriebswirt, aber, neben seinen Kochkünsten, ein echter Tausendsassa auf allen möglichen technischen Gebieten, wovon ich sehr stark profitiert habe! Zu alledem kommt noch, dass er ein ausgesprochen angenehmer Zeitgenosse ist, dem ich für seine freundschaftliche Aufnahme und Hilfe dauerhaft dankbar bin!

Eine besondere Bemerkung, als krasser Gegensatz, gilt hier dem Verhalten aller kontaktierten australischen KTM-Vertretungen. Obwohl im Besitz einer offiziellen KTM-Teilenummer eines Teils meiner Tacho-Installation habe ich von Darwin über Alice-Springs und Adelaide bis Melbourne keinerlei Hilfe bei der Lösung meines Tacho-Problems erhalten! Ganz im Gegenteil: derart ablehnend und uninteressiert bin ich wohl noch nie behandelt worden! Kein Ruhmesblatt für diesen renommierten Motorrad-Hersteller!

Die richtige Hilfe kam wieder von Michael, bzw. einem seiner Motorrad-Freunde, Eddie, der Rennen fährt und einen eigenen Motorradladen in Melbourne betriebt, in Motorradlerkreisen dort gut bekannt. Nachdem auch er die (von mir befürchtete/erwartete) Abfuhr bei KTM erfahren hatte, hat er das benötigte Ersatzteil bei diesen Herren bestellt und abgeholt und an meinem Motorrad eingebaut, ohne KTM-Anleitung und für mich zum Sonderpreis!

Das war allerdings noch nicht die endgültige Lösung des Tacho-Problems, die hat Michael gefunden, der Tausendsassa: die Tacho-Uhr war an ihren Kontaktstellen, wohl durch die Tropenfeuchtigkeit, stark erodiert, sodass im Lauf der Zeit immer weniger Strom fließen konnte. Wodurch der allmähliche Ausfall erklärt war. Nach der Reinigung geht das Instrument jetzt wieder perfekt. Wieder was gelernt.

Der wichtigste Teil der Tage in Melbourne war der Lösung der technischen Probleme gewidmet, so war z.B. bei BMW eine gründliche Überprüfung des Motorrads angesagt, wozu ich durch besorgte Freunde in München dringend aufgefordert war, ausgelöst durch das Beinahe-Debakel mit der Scheibenbremse in Indonesien. Zwar war ich schon in Darwin in der BMW-Werkstatt, ebenso in Adelaide, der Schreck saß mir aber doch tief genug in den Knochen, dass ich in Melbourne noch einmal um eine gründliche Prüfung aller sicherheits-relevanten Komponenten, aller Schrauben usw. gebeten habe. Ergebnis: alles in Ordnung, zu meiner großen Erleichterung.

Ein weiterer Höhepunkt, dann verbunden mit Michaels Kneipe, war das Wiedersehen mit Raimund: erstes Treffen, nach E-mail-Kontakt, in Bangkok, das Zweite in Darwin, nach E-mail-Kontakt, und nun erneut, nach E-mail-Kontakt, in Melbourne. Es war Raimunds letzte Etappe vor der Beendigung seiner Reise durch Asien und Australien, wir haben uns bei Michael im Highway 31, so heißt das Lokal, am letzten Abend Raimunds im Lande getroffen und einen vergnüglichen Abend verbracht. Er hatte
grade sein Motorrad nach Deutschland verfrachtet, am Tag darauf war sein Abflug in die Heimat (ich denke, er wurde von seiner Petra so etwas wie sehnlich erwartet).

Für mich gab es natürlich auch ein, vielleicht etwas knappes Besichtigungsprogramm. Wichtigste und nachhaltigste Station war die Picasso-Ausstellung, die im wesentlichen den Abschnitt zwischen 1935 und 1945, also die Zeit mit Dora Maar, beinhaltet. Ich habe sie mit besserem Verständnis gesehen nach der Führung von Helmut Plickert in München. Eine außergewöhnliche Situation, auch im Erleben: Picasso in Australien. Mein Wunsch nach noch mehr kultureller Abwechslung kam leider zu kurz, unter anderem dadurch, dass ich z.B. für eine Don Giovanni-Aufführung keine Karte bekommen konnte. Dafür hatte ich dann einen herrlichen Ausgleich, weil mir ein bisschen heimatliche Athmosphäre gegönnt war: Kathrin (jetzt wird's schwierig: die Tochter des Bruders meines Freundes und Schwagers Martin) und ihr Mann Reinhard nebst Sohn waren erfreulicherweise doch schon vom Deutschland-Urlaub zurück, wir haben einen für mich mehr als angenehmen, auch nahrhaften Abend miteinander verbracht, ich bin den beiden für ihre herzliche Aufnahme sehr, sehr dankbar!

Ich möchte hier auch einmal meine Emotionen anklingen lassen, starke Emotionen, die mich in Melbourne bewegt haben:

  • der wärmende Sonnenschein.
  • Meine BMW ist o.k.
  • Fuer meinen defekten Epson-Viewer habe ich die Reparatur in Sydney in Aussicht.
  • Nach dem Aufenthalt in Kuala Lumpur bei Freund Willi und seiner Familie wieder ein Treffen mit, wenn auch entfernten, Verwandten, also Menschen mit einem persönlichen Bezug,
  • Ich habe Menschen wie Michael und Eddie getroffen, zu Michael hat sich in wenigen Tagen eine wohltuende persönliche Beziehung aufgebaut, ich konnte es sogar wagen, ihn abends, an seinem wohlverdienten freien Tag, noch einmal zu überfallen, weil wieder einmal das Kupplungsseil, bei BMW in Darwin eingezogen, am Ende war! Natürlich hat er den Ersatz montiert! Ich war bei diesem Ablauf wirklich nervlich stark angeschlagen, aber diese selbstverständliche Hilfsbereitschaft hilft einem dann doch wieder auf die Beine.
  • Das erneute unerwartete Treffen mit Raimund war ein tolles Ereignis.
  • Daneben, nennen wir's Randereignisse, die im Gedächtnis haften bleiben, wie z.B. der alte, weißbärtige Mann, der das Gespräch mit mir gesucht hat, oder die immer vorhandene Hilfsbereitschaft der Menschen, angeboten, ohne dass man darum gebeten hat, usw.
  • Aber auch der Punkt, dass ich manchmal mein Zuhause, Sigi, Familie, Freunde, bis hin zu Europa stark vermisse - ich möchte meine Reise nicht missen, ich will sie, wie erträumt, nach Möglichkeit bis zum hoffentlich guten Ende durchziehen, aber auf die, wieder hoffentlich, gute Heimkunft freue ich mich auch!

Wegen des Kupplungsseils habe ich meine Abreise aus Melbourne verschoben, um zwei Ersatzseile bei BMW zu kaufen, was ich verbunden habe mit dem Ersatz des Schlosses, mit dem ich den Sattel gegen Diebstahl des darunter liegenden Werkzeugs sichern kann. Das Teil war irgendwann zerbrochen, ich hatte aber vergessen, die Reparatur in Auftrag zu geben.

Auf der Rückfahrt von BMW zum Campingplatz kam ich nochmal am Highway 31 vorbei, es war Ruhetag, Michael kam grade von seinen Verwaltungsarbeiten aus der Tür, also nochmal Lebewohl winken. Wir hatten uns zuvor so herzlich umarmt und verabschiedet, dass ein Anhalten eher trivial ge-
wesen wäre.

Für die Weiterreise bin ich dann an einer Tankstelle eingebogen, um nicht am nächsten Tag morgens wieder anhalten zu müssen, nur: beim Versuch, dann wieder zu starten - drrrrrr, nichts rührt sich. Grandiosität der Zufälle: schon beim Bezahlen hatte ich durchs Fenster gesehen, wie ein Mann ums Motorrad geschlichen war, fast verstohlen. Nun saß ich da und konnte nicht starten. Also war der Anlass günstig, ein Gespräch zu beginnen. Woher, wohin usw. - er lädt mich zum Abendessen ein. Meine Begeisterung war gering, der Frust ob des wieder ausgefallenen Anlassers war einfach zu groß, noch dazu am Abend vor der geplanten Weiterreise. Ich habe ihn dann gebeten, mich anzuschieben, was auch funktioniert hat. An einem Gefälle habe ich den Motor abgestellt und neu gestartet - siehe da: es hat funktioniert. Also Batterieproblem. Vielleicht hatte ich zuvor übersehen, das Licht abzuschalten.

Wieder etwas zufriedener mit dem Leben habe ich auf dem Campingplatz meine Brotzeit gemacht und den Anruf bei dem Mann "vergessen", aber der nicht. Ich war grade mit dem Imbiss zuende, da kam der Platzwart, Telefon. Ergebnis: Abendessen mit dem Mann von der Tankstelle und seinem Sohn nebst Freundin bei einem guten Italiener, vorzüglich, nette Unterhaltung, guter Rotwein. Manchmal muss man zu seinem Glück verführt werden.

Weiterreise über Orbost, Ulladalla und Falconbridge nach Sydney.

Wie schon oft zuvor, war zunächst die Fahrt wenig spannend, Flach- und Farmland, irgendwann wird es dann doch eher wellig, hüglig, die Straßen abwechslungsreicher, der erste Abschnitt bis Orbost ca. 400 km. Trotz intensiver Ausschau: keine Koala zu sehen. Abends sitze ich, nachdem es wieder empfindlich kalt geworden ist, im Motorrad-Anzug im BBQ-Häuschen für Brotzeit und Notizen. Die Nacht war dann regnerisch und kalt, die Fahrt nach spätem Aufstehen immer wieder durch kleine Schauer gewürzt, es war der kälteste Morgen seit längerem, mit Raureif, unter null Grad.

Bald wieder herrliche Fahrt durch Bergland, erinnert stark an Oberbayern und Allgäu, aber doch mehr Allgäu. Es wird schnell gebirgig, es geht durch Nationalparks, mit Regenwald, immer wieder die Einsprengsel von Farmland, die wie Inseln die Waldlandschaft durchbrechen, mit Rindern, gelegentlich Schafen und einmal Ziegen. Ich genieße das Kurvenschwingen, gegen Mittag klart es auf und wird schnell wärmer. Was die Fahrt durch's Allgäu unterscheidet, ist der gelegentliche Blick aufs große, weite Meer. Grandios. Die Straße verläuft fast immer sehr nah zur Küste, ist aber immer gebirgig. Bei einer Pause in einer Kneipe zeigt mit der Wirt den Wohnort von Jill und Adrian in den Blue Mountains, 80 - 100 km westlich von Sydney und die beste Fahrtroute dorthin. Abends Anruf vom Campingplatz aus: sind nicht zuhause.

Ruhetag. Es ist kalt, regnet, unangenehm. Im Markt kauf ich Bergkäse, neben einigen anderen Lebensmitteln, außerdem gibt es einen ALDI: am deutschen Wesen... Rückruf von Jill und Adrian im Camping-Büro: sie erwarten mich! Am nächsten morgen also nicht direkt nach Sydney, sondern im Bogen in die Blue Mountains, ca 80 km westlich von Sydney, nach Falconbridge zu Jill und Adrina.

Sie haben ein hübsches Haus am steilen Hang, ich habe mein eigenes Zimmer mit Dusche, es gibt ausgezeichnetes Abendessen, vor allem aber einen unterhaltsamen Abend, als ob wir uns schon seit langem kennen würde - dabei haben wir grade mal 1 1/2 Tage in Uluru/Kata Tjuta miteinander ver-
bracht. Erstmals konnte ich wieder malausgiebig Musik hören, von Telemann bis Jazz-Klassikern hat mir Jill alles geboten. Adrian war mit dem Anbringen von Wärmedämm-Material unter dem Dachstuhl beschäftigt.

Am nächsten Tag haben mir die beiden eine lange Rundfahrt durch die Blue Mountains geboten, man kanns vielleicht am ehesten mit dem Apennin vergleichen: von Meereshöhe bis auf über tausend Meter, auch wenn die Landschaft nicht so sehr extrem gebirgig ist. Der höchste Pass war etwas über 1060 Meter hoch. Am Abend gab's wieder Klassik, Albinoni, Mozart... und ein (wenn auch nicht so ganz tolles) Abendessen in einem Thai-Restaurant, da waren wir alle drei nicht wirklich begeistert. Trotzdem: das waren beeindruckende 1 1/2 Tage bei diesem lieben, gastfreundlichen Paar, besser kann ich es nicht beschreiben!

Am nächsten Morgen, für meine lieben Gastgeber war wieder der Alltag angebrochen, noch eine Foto-Session, dann Fahrt nach Sydney. Wie es fast zu befürchten war, hatte ich mich erst falsch in den Highway eingefädelt, war wieder auf dem Weg in die Blue Mountains, bis ich nach ca. 10 km dem Irrtum erkannte und bei der nächsten Gelegenheit umdrehte. Nachdem das deutlich schwieriger war, bin ich tatsächlich auf direktem Weg zur Tourist-Info und von dort zum (erneut extrem teuren) Caravan-Park gefahren. Nach der obligaten Brotzeit mit Teewurst, Edamer, Pecorino, etwas Bier und Rotwein bin ich zwar sehr zeitig ins Bett, musste mich aber dann nach Mitternacht gegen einige jüngere Nachbarn zur Wehr setzen, die von Wohlverhalten auf einem Campingplatz noch nicht viel gehört hatten, war aber recht schnell erledigt.

Ich habe dann die unterbrochene Nachtruhe genützt, um meine Planung für die nächsten Tage zu machen, vor allem aber die bereits begonnenen Spanisch-Studien fortzusetzen. Um ca. 3.00 Uhr habe ich mir eingeprägt: "Estoy contento" (ich bin zufrieden).

Die Tage in Sydney

Insgesamt war ich über zwei Wochen in Sydney, die meiste Zeit ist draufgegangen für die Organisation der Weiterreise nach Santiago de Chile: Frachtagenturen aufsuchen, die richtige (billigste) auswählen, Transportkiste bei BMW besorgen, Zollformalitäten vorbereiten, terminieren, meinen Flug auswählen, buchen, bezahlen - ich habe viele Kilometer im weitläufigen Stadtbezirk von Sydney zurückgelegt, mit Motorrad, Bus und Eisenbahn. Dazwischen waren natürlich auch Ruhepausen und Stadtbesichtigungen, diese vor allem im Bereich des Hafens (die Gegend erinnert mich stark an Hamburg!). Das Prunkstück dort ist und bleibt das Opernhaus.

Es konnte nicht anderst sein: auch in Sydney waren wieder technische Problemchen zu lösen, ich bin hochzufrieden, dass alles erledig ist:

  • der EPSON-Viewer ist repariert (Garantieleistung),
  • das Kupplungsseil am Motorrad ist (wieder einmal!) erneuert,
  • die Batterie, die mir mehrfach seit Melbourne Streiche gespielt hatte, ist ausgetauscht (dazu musste, sehr zum Ärger der Werkstatt, das Heck abgeschraubt werden, wegen des Umbaus auf den R1100-Heckantrieb).

Ein sehr unerfreuliches und unerwartetes Ereignis: jemand hat nachts, während ich geschlafen habe, das Zelt aufgeschnitten - glücklicherweise an der falschen Stelle: da lagen meine Motorradklamotten, es gab nichts zu holen! Man ist also auch in Australien vor Strolchen nicht sicher!

Ich war wieder viel zu Fuß unterwegs, meine Stadtbesichtigungs-Touren habe ich immer mit Bus/Bahn absolviert, gleich beim erstenmal kam ich erst bei Dunkelheit auf den Platz zurück und bin erstmal umhergeirrt, bis ich mein Zelt wiedergefunden hatte. Die meisten der Campingplätze sind komfortabel ausgestattet, es gibt überall eine Küche mit Gasherd, Kühlschränken, Toaster, oft Heißwasserboiler usw., letzterer war für mich der Anlass, wieder meinen Fruehstückstee (Darjeeling, den ich aus Deutschland mitgebracht habe) zu genießen.

Es hatte sich hier so eine kleine Gruppe von Reisenden aus Australien, Irland, England, Kanada, Deutschland gefunden, abends war in der Küchenhütte immer eine Essens- und Gesprächsrunde beisammen, mit viel Spass. Mit dem kanadischen Paar habe ich das Hafenviertel besucht und das Opernhaus besichtigt, danach war ein Besuch in der Löwenbraeu-Gaststätte, die ich zufällig entdeckt hatte, unvermeidlich. Es war mir eine besondere Ehre, den beiden das Franziskaner-Weissbier-Trinken beizubringen.

Wir waren dann noch ein Zweitesmal im Opernhaus, im großen Konzertsaal (erinnert stark an Gasteig), gemeinsam mit über 2000 anderen Besuchern, großes Symphonie-Konzert mit dem Sydney-Symphony-Orchestra. Thema: große Romantiker, Leitung David Robertson, Amerikaner, Piano Orli Shalan (zufällig?) seine Frau, aber sehr gut!

  • Johannes Brahms: Tragische Ouvertüre, OP 81
  • Antonin Dvorak: Piano-Konzert, OP 33
  • Robert Schumann: Symphonie Nr. 2, OP 61

und Dankmar saß da und bei allen drei Stücken liefen ihm die Tränen über die Wangen. Tief bewegt. Eine neue Erlebnisfähigkeit? Die üblichen Museumsbesuche sind, trotz mehrerer Versuche, unterblieben, weil jedesmal die Weiterreise-Aktivitäten so viel Zeit gekostet hatten, dass es nicht mehr dazu gereicht hat. Zugegeben: es war mir auch wichtiger, die Stadt, das Hafenviertel, die Harbour-Bridge, das Opernhaus-Areal etc. zu erkunden.

Nun schließe ich also mein Kapitel Australien ab - mit einem lachenden und einem weinenden Auge: es war ein großartiges Erlebnis, dieses Land, diesen Kontinent zu bereisen, einige Glanzpunkte, wie
z.B. das Great Barrier Reef, musste ich leider auslassen, aber: nun freue ich mich auf Südamerika, der dritte grundverschiedene Kulturkreis auf meiner Reise!

In Erwartung eines langen Fluges nach Santiago grüsse ich Euch sehr herzlich!


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