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On guns point                                         <<       

   
   

In Afghanistan finden sehr viele Verkehrskontrollen statt, mehr für den LKW-, aber auch viele für den übrigen Verkehr. Oft im 20 - 30 km-Abstand. Da die Herren Polizisten häufig keine Uniform tragen, kann man nur an einer Begrenzung der Straße durch Öltonnen etc., gelegentlich auch an einer Art Wachhäuschen erkennen, daß man wahrscheinlich keiner Räuberbande in die Hände gefallen ist. Kardinalproblem in diesen Situationen ist die Verständigung: Englichkenntnisse sind Mangelware und wer kann schon Farsi, Dari, Urdu oder Paschtu - ich nicht! Es gehört zur Regel, dann Lautstärke zur Verständlichmachung einzusetzen, was aber meist nicht viel hilft, weil ich trotzdem nicht mehr verstehe.

Als auffälliger Motorradfahrer wurde ich entweder großzügig durchgewunken, manchmal half auch das Zauberwort 'Alman' weiter, oder aber besonders harsch behandelt. Ein solcher Kontrollposten verleiht Macht, und nicht jeder kann der Versuchung des Auskostens widerstehen. Ich mußte mehrfach meine Weiterfahrt durch Hartnäckigkeit und Sturheit durchsetzen, was gelegentlich 15, 20 Minuten dauern konnte. Das begann schon 10 km hinter Herat mit einem ca. 15-minütigen Palaver und war durchaus noch steigerungsfähig.

Der Gipfel war eine Kontrolle zwischen Kandahar und Kabul.

Wie immer bin ich sofort von drei, vier, fünf, bald neun oder zehn Mann umringt. Ein schon etwas Älterer, Typ 'unangenehmer Mensch', führt lautstark das Wort und verlangt, mein Motorrad auf der Seite, hinter dem Straßengraben, abzustellen. Meine anhaltende Weigerung hat zur Folge, daß er mir in den Lenker greift (ich saß immer noch auf der Maschine) und versucht, mich über die Straße zu ziehen. Ich verhindere das dann konsequent, indem ich den Lenker ruckartig wieder gerade stelle. Folge: Herr Großmaul springt einen Schritt zurück, entreißt einem anderen das Gewehr, lädt durch und legt auf mich an.

Die Situation war absurd: will mich zwingen, das Motorrad abzustellen, indem er mich zu erschießen droht. Meine Reaktion hat mich selbst überrascht: ich mußte ob der Absurdität spontan und herzhaft lachen. Noch überraschter war Mr. Gunpoint: er konnte mit der Situation nichts anfangen, senkte das Gewehr und überließ die Aktion erst mal den anderen. Nun erschien ein verschlafen wirkender jüngerer Mann, erkennbar Respektsperson, vermutlich der Postenführer, der das Wort übernahm. Er konnte wenigstens gebrochen Englisch: "Your passport is not guilty. Your visa is expired.", es war wieder ein längerer Disput, ich mußte ihm Punkt für Punkt widerlegen.

Zuletzt wurde ich frech: ich bin von Eurem Ministerium eingeladen, aus dem Visum ersichtlich. Ich bin eingeladen, Herat, Kandahar, Kabul und sogar Kunduz zu besuchen. Ich werde Artikel schreiben, auch über den Einsatz der deutschen Truppen im Land - und wenn ich nicht bald weiterfahren darf, werde ich mich im Ministerium beschweren, das hat geholfen. Ich durfte weiterfahren, aber mindestens 45 Minuten hat's gedauert.

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