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Sicher im Schnee

Interview mit Andreas König, Sicherheits-experte bei
DSV aktiv

Herr König, warum engagiert sich DSV aktiv erneut gemeinsam mit INTERSPORT und
schneehoehen.de für die Initiative „Sicher im Schnee“?

„Bereits seit 30 Jahren kümmert sich DSV aktiv mit der Stiftung ‚Sicherheit im Skisport (SIS)‘ u
dieses Thema. Die Sicherheit der Wintersportler liegt uns sehr am Herzen. Kampagnen wie ‚Sicher im Schnee‘ unterstützen wir daher voll und ganz und sehen sie als sinnvolle Ergänzung unserer Aktivitäten. Das Verletzungsrisiko ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück, sicherlich durch die Aufklärungsarbeit, die wir seit Jahren betreiben, z. B. durch Schulungen im Sporteinzelhandel sowie durch die DSV-Skiwacht. Deren Mitarbeiter sind auf den Pisten unterwegs und sorgen für einen sicheren Skibetrieb. Die Aufgaben reichen von Lawinenabsperrungen über das Sichern von Abfahrten und Loipen bis zur Ersten Hilfe. Dabei sind alle DSV Skiwachtler, quasi in Personalunion, auch Mitglieder der Bergwacht. Kommt es zu einem Unfall, können sie den verletzten Wintersportler direkt versorgen. Im Sportfachhandel und beim Endverbraucher konnten wir feststellen, dass der Sicherheitsgedanke größer geworden ist. Vor allem der Freizeitsportler, der früher ohne entsprechende Schutzausrüstung auf die Piste ging, realisiert, dass es Sinn macht sich zu schützen. Die Kinder machen es uns vor. Immer mehr Kinder tragen Ausrüstung wie Helme, somit steigt auch die Tragequote von den Eltern. Denn Eltern sind Vorbilder. Dabei wird der Komfort von Helmen immer besser. Moderne Helme sind kaum noch spürbar und bequemer als eine Mütze, da sie nicht vom Kopf rutschen. Ist es sonnig, sorgen Belüftungsschlitze für Abkühlung, an kalten Schneetagen wärmen Ohrenpads. Insgesamt trägt unsere Arbeit dazu bei, das Thema Sicherheit und was jeder einzelne dafür tun kann, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch unser Engagement für die Initiative ‚Sicher im Schnee‘ verfolgen wir diesen Weg konsequent weiter.“

downhillIn der Presse hört man immer wieder von Ärzten großer Kliniken in Österreich und
Deutschland, die berichten, dass bei schönem Wetter mehr verletzte Wintersportler
eingeflogen werden. Wieso ausgerechnet bei schönem Wetter?

„Trotz rückläufiger Unfallrisiken im Skisport ist es nicht überraschend, dass es an schönen Tagen mehr Verletzte gibt. Hauptsächlich liegt das daran, dass an diesen Tagen durchschnittlich viel mehr Wintersportler auf der Piste unterwegs sind. Aufgrund der vielen Sportler passieren natürlich auch zahlenmäßig mehr Unfälle. Bei schlechten Sichtverhältnissen – bei Nebel oder starkem Schneefall – ist man gezwungen konzentrierter zu sein. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Verletzten nicht wie früher mit einem Akja ins Krankenhaus vor Ort gebracht, sondern mit einem Hubschrauber in die großen Unfallkrankenhäuser abtransportiert werden. Damit ist das Einzugsgebiet eines Unfallkrankenhauses viel größer geworden. Was für den Verletzten natürlich ein Vorteil ist, um möglichst schnell und optimal versorgt zu werden.“

Die Zahl der Verletzungen im Wintersport geht seit Jahren zurück. Dennoch ist jeder
Unfall einer zu viel. Welche Trends beobachten Sie im DSV?

„Betrachtet man die letzten 20 bis 30 Jahre, so ist das Verletzungsbild stark rückläufig. Wir registrierten in diesem Zeitraum einen Rückgang der Verletzungen von über 50 Prozent. Die Gründ für den Rückgang sind vielfältig: DSV und SIS haben seit Jahrzehnten maßgebend neue Sicherheitsstandards auf den Pisten geschaffen. So wurden zum Beispiel die FIS-Verhaltensregeln mitentwickelt und die DSV-Skiwacht ins Leben gerufen. Zudem sind Pisten heute nahezu perfekt präpariert; Gefahrenstellen werden bestens entschärft; moderne Ski sind wendig, fehlerverzeihend und kommen öfter in den Service. Zusätzlich beobachten wir aber gleichzeitig auch ein immer größer werdendes Sicherheitsbewusstsein der Skisportler, vergleichbar mit der Akzeptanz von Helmen bei Fahrradfahrern. Hinzu kommt eine insgesamt umsichtigere Fahrweise der Wintersportler. Das ist auch notwendig, denn dank moderner Liftanlagen und der ständig wachsenden Begeisterung für Wintersport ist auf den Pisten mehr los als zum Beispiel noch vor einigen Jahren. Auch Aufklärungskampagnen zum Thema ‘Wie verhalte ich mich richtig in den Bergen: Alpine Gefahren erkennen, alpine Gefahren richtig einschätzen‘ machen auf das Thema Sicherheit aufmerksam und appellieren an das Sicherheitsbewusstsein.“

Auch bei den aktuellen Unfallstatistiken sind es wieder die unteren Extremitäten, die
verletzt werden. Woran liegt das daran Ihrer Meinung nach?

„Gerade die untere Körperhälfte wie Unterschenkel, Knöchel und Knie ist einfach näher am Ski. Eine optimal eingestellte Bindung kann Knochenbrüchen und Verstauchungen zwar vorbeugen, sie aber nicht 100%ig vermeiden. Die meisten Unfälle ereignen sich im Stand: wenn ich umkippe oder aus dem Lift aussteige. So wie im wahren Leben auch, passieren die Unfälle im Skisport meist bei den einfachen und unspektakulären Aktionen. Durch den gestiegenen Verkauf von Helmen und Rückenprotektoren werden die oberen Extremitäten inzwischen besser geschützt. Für die untere Körperhälfte gibt es bisher kaum Protektoren. Ihre Entwicklung wird auch dadurch verkompliziert, dass sie die Bewegungsfreiheit kaum einschränken dürfen.“

Aus Ihrer Erfahrung: Ist Snowboarden gefährlicher als Skifahren?
„Das kann man nicht sagen. Es gibt keinen Unterschied bei der Betrachtung der Entwicklung der Unfallzahlen. Wie schon erwähnt, ist diese sowohl bei den Snowboardern als auch bei den Skifahrern rückläufig. Unterschiede ergeben sich jedoch im Vergleich der typischen Verletzungsbilder beider Sportarten. Beim Snowboarden sind primär die oberen Extremitäten gefährdet: Schultern, Arme, Rumpf und Kopf. Das erklärt sich durch den größeren Hebel beim Sturz. Knie und Unterschenkel sind hingegen weniger stark gefährdet, da man nur auf einem Board steht und das fest mit beiden Beinen. Verletzungen bei Skifahrern entstehen eher in den unteren Extremitäten. Diese ergeben sich meist dadurch, dass die beiden Skier auseinander geraten, übereinander kommen oder verkeilen. Das geht im schlimmsten Fall aufs Knie und zeigt, wie wichtig korrekt eingestellte und richtig auslösende Skibindungen sind. Dadurch kann eine Vielzahl von Knieverletzungen verhindert werden.“

In den letzten Jahren mussten viele Skigebiete aufgrund der Schneeverhältnisse
verstärkt Kunstschnee (technischen Schnee) einsetzen. Ist Skifahren auf Kunstschnee
gefährlicher?

„Vorweg: Nein. Es wird zwar immer wieder unterstellt, dass Skifahrer und Snowboarder auf technischem Schnee gefährlicher sei. Denn viele Wintersportler assoziieren mit Kunstschnee extrem harte Eispisten. Das kann unter Umständen so sein, wenn die Temperaturverhältnisse entsprechend sind: Wenn es tagsüber warm ist, der Schnee schmilzt und über Nacht wieder gefriert, dann wird der Schnee hart. Das passiert mit natürlich gefallenem Schnee aber ebenso. Und technischer Schnee ist, wenn es kalt wird, zudem sehr griffig. Wir sehen in Kunstschnee aber schon deswegen keine größere Gefahr, weil damit individuell auf die Situation auf der Piste reagiert werden kann. Gerade an Tagen, an denen es wenig Schnee hat, können die Liftbetriebe durch technischen Schnee einen besseren Beschneiungsgrad der Piste erzielen. So lässt sich beispielsweise der Gefahr vorbeugen, sich bei einem Sturz durch einen Stein am Kopf zu verletzen. Das Beschneien exponierter Stellen auf der Piste hilft also, die Verletzungswahrscheinlichkeit nachhaltig zu verringern. Im Übrigen wird unsere Beobachtung durch Studien zum Beispiel aus der Schweiz bestätigt.“

Herr König, kann die Ausrüstung Ihrer Meinung nach für mehr Sicherheit sorgen?
„Definitiv! Ich sage immer: Mit gutem Material macht Skifahren nicht nur mehr Spaß, sondern erhöht auch die Sicherheit! Wintersportler sollten zu allererst darauf achten, dass die eigene Ausrüstung in einem guten Präparationszustand ist. Gerade bei Skifahrern ist beispielsweise eine optimal eingestellte Bindung entscheidend: Löst sie sich bei einem Sturz zu spät, sind vor allem die Knie in Gefahr. Für den technischen Check der Ausrüstung gibt es Profis im Servicebereich. Skifahrer und Snowboarder sollten ihre Ausrüstung jedes Jahr von einem Fachmann überprüfen lassen. Auch eine funktionelle und angepasste Schutzausrüstung ist erforderlich. Das beginnt schon mit der Bekleidung. Diese muss zunächst vor Kälte schützen. Dicke Daunenjacken, welche die Bewegungsfreiheit einschränken und bei Schneefall oder Regen völlig durchnässen, gehören zum Glück der Vergangenheit an. Gute Bekleidung ist heute relativ dünn, meist sehr atmungsaktiv und dennoch Wind und Wetter abweisend. Wichtig ist auch ein guter Augenschutz. Es gibt mittlerweile Brillen, die auch bei schlechter Sicht den richtigen Durchblick ermöglichen. Durch spezielle Gläser können Unebenheiten im Boden besser erkannt und die Struktur der Piste insgesamt besser gelesen werden. Eine bessere Sicht kann dabei Stürze vermeiden. Unabdingbar, und für diese Empfehlung stehen wir als DSV, ist es einen Helm zu tragen. Wir sind jedoch gegen eine Helmpflicht. Schließlich soll ein Helm aus Überzeugung getragen werden! Wenn man jetzt noch das passende Sportgerät für seinen Fahrstil wählt, hat man quasi alles
richtig gemacht.“

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und der positiven Entwicklung beim Unfallgeschehen ist eine Verletzung beim Skifahren nicht ganz auszuschließen. Was raten Sie?
„Wir bei DSV aktiv bieten Mitgliedschaften mit umfassendem Versicherungsschutz an. Als Beispiel kann ich Ihnen das DSV Basic-Paket nennen. Neben einer Unfall-, Haftpflicht-, Kranken- und Rechtsschutzversicherung sind alle Ski – auch Mietski – bei der unmittelbaren Ausübung des Wintersports versichert. Zusätzlich ist auch eine Versicherung bei Bruch/Beschädigung oder Diebstahl für die Ski dabei. Dieses sogar, wenn sie beim Skifahren tagsüber vor der Hütte stehen. Und das Ganze für gerade einmal 28,30 Euro pro Jahr für die Mitgliedschaft und die Versicherung. Natürlich hofft jeder, dass er diese nicht benötigt, aber im Fall eines Falles ist man bestens versorgt. Zusätzlich erhält man viele exklusive Mitgliedervorteile und neunmal im Jahr das DSV aktiv Ski & Sportmagazin mit Trendberichten, Skitests, Analysen, den letzten Forschungsergebnissen und der neuesten Skimode. Weitere Infos zu den Preisen und Leistungen erhalten Sie im Internet unter
www.ski-online.de/DSVaktiv. Übrigens, mit dem Jahresbeitrag unterstützen Sie unter anderem auch die DSV-Skiwacht, die „Roten Engel“, auf unseren Pisten."

Quelle Fotos: www.sicher-im-schnee.de




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