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MLP Marathon Mannheim        
Die Generalprobe
 



Drei Wochen vor der "Nacht der Nächte" am 13.und 14. Juni in Biel ging es zur Generalprobe nach Mannheim. Der MLP Marathon in der Quadratestadt an Rhein und Neckar kam uns da terminlich gerade recht. Bekannt ist der Mannheimer Marathon durch seine ausgefallene Startzeit um 18:10 Uhr, was ihm den Namen Dämmermarathon einbrachte.

Dirk, Ingo und ich stehen zusammen mit fast 3000 anderen Marathonis am Mannheimer Wasserturm und stöhnen schon am Start über die fast tropischen Temperaturen. 26 Grad und eine drückende Hitze lassen den Puls schon vor Anspannung auf fast 90 Schläge hochgehen.

Doch allzu schnell wollen wir heute auch nicht laufen. Wir möchten die 42,195 km in lockeren 3:30 Stunden absolvieren und dabei die Reaktion unserer Körper genau beobachten. In drei Wochen in Biel gilt es ja die fast zweieinhalbfache Distanz in der Nacht zu bewältigen. Nur Dirk tanzt wieder etwas aus der Reihe. Er will nochmals auf Anschlag laufen, um zu wissen was geht. Ein Wahnsinn, hat er doch in den letzten zwei Wochen schon zwei Marathons unter drei Stunden absolviert.

Am Start ist wie immer ein großes Gedränge und das Feld trabt für unsere Verhältnisse zu locker los. Wir laufen die ersten drei Kilometer etwas schneller und haben nach zirka 15 Minuten etwas Luft, um eine kleine Pinkelpause einzulegen. In Seckenheim ist dann zum erstenmal so richtig Stimmung. Den Neckar entlang geht es nun wieder zurück in die Innenstadt. In der "Fressgass" stehen die Zuschauer dicht an dicht und jubeln uns frenetisch zu.

Danach wird es etwas einsamer. Beim Mannheim Marathon verfluchen die meisten Läufer Kilometer 17. Hier beginnt die Quälerei: der Anstieg auf die Kurt-Schumacher-Brücke. Eine Brücke, die sich gut zwei Kilometer hinzieht. Vielleicht ist diese Brücke auch der Grund, warum später ein Läufer aus Tansania gewinnt – denn er gibt als Beruf treffend an: Bergführer am Kilimanjaro! Wir genießen die frische Luft, die uns von Westen entgegenkommt. Der leichte Nieselregen kühlt unsere gequälten Körper zusätzlich etwas ab.

Der Charme von Ludwigshafen hält sich in Grenzen. Auch wenn Oberbürgermeisterin Eva Lohse im Programmheft rät, einen Blick auf das nur einen Steinwurf vom Berliner Platz entfernte Rheinufer Süd zuwerfen, wo derzeit der Bau von Stadtvillen bereits von zukünftigen attraktiven Wohnquartieren direkt am Rhein zeugen.

Durch die Ludwigshafener Stadtteile Mundenheim und Rheingönnheim, wo gute Stimmung herrscht, laufen wir weiterhin locker unseren 5er Schnitt. Mein Pulsmesser zeigt um die 150 Schläge an – also alles im grünen Bereich. Als wir zum zweitenmal auf die Kurt-Schumacher-Brücke einbiegen, die uns über den Rhein wieder nach Mannheim bringt, setzt die Dunkelheit langsam ein. Auf den letzten Kilometern orientiere ich mich nur an den Fackeln, die am Streckenrand stehen. Man sollte einen Dämmermarathon halt nicht mit Sonnenbrille laufen!

Kurz vor dem Ziel haben sich Mannheims Organisatoren für alle Läufer noch eine kleine Extra-Tortur ausgedacht: Die Läufer kommen ans Ziel, hören schon den Streckensprecher, der die Finisher begrüßt – und müssen dann noch gut zwei Kilometer in einem weiten Bogen weiterlaufen.

Partytime und Stimmung dann vor dem Rosengarten. Die letzten Meter laufen wir locker unter dem Jubel tausender Zuschauer ins Ziel. Nach 3 Stunden 30 Minuten 11 Sekunden und 3 Stunden 30 Minuten und 1 Sekunde erreichen Ingo und ich das Ziel. Dirk war wieder unter 3 Stunden geblieben und empfängt uns mit einem breiten Grinsen am Bierstand. Na warte. Abgerechnet wird in Biel, bei Kilometer 100.

Text und Fotos: Timo Rokitta